"Die fetten Jahre sind jetzt zu Ende. Das sieht jeder."
"Die fetten Jahre sind jetzt zu Ende. Das sieht jeder."
Gesamtmetall-Präsident Dr. Rainer Dulger gegenüber der dpa zur anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektro-Industrie:
Die angespannte wirtschaftliche Situation in der Metall- und Elektro-Industrie erfordert Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger zufolge Kompromisse und einen respektvollen Umgang zwischen den Sozialpartnern. "Die fetten Jahre sind jetzt zu Ende. Das sieht jeder und da müssen wir uns wieder mehr darauf konzentrieren, wie wir wettbewerbsfähiger werde", sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
"Wir befinden uns derzeit in einer Rezession", sagte Dulger. Zwischen Januar und Oktober des laufenden Jahres sei die Produktion in der Branche um rund fünf Prozent im Vorjahresvergleich zurückgegangen. "Die Auftragseingänge liegen sogar um 5,6 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Und es sieht nicht nach Erholung aus." Unsicherheiten wie der Brexit und der Handelsstreit zwischen den USA und China belasteten die exportstarke Metall- und Elektro-Industrie schwer.
Diese Punkte sowie die Umbrüche in der Industrie müssten bei kommenden Tarifabschlüssen berücksichtigt werden. Dabei werde auch über die Zukunft des vor rund zwei Jahren beschlossenen Flächentarifvertrags gesprochen. Das komplizierte Geflecht sieht unter anderem für Beschäftigte die Möglichkeit vor, für bis zu zwei Jahre ihre Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden abzusenken. Im Gegenzug dürfen Betriebe dann mit mehr Beschäftigten als bisher 40-Stunden-Verträge abschließen.
"Der jüngste Tarifabschluss hat viele Unternehmen überfordert, sowohl was die Höhe des Entgelts als auch die Komplexität seiner Umsetzung angeht", kritisierte Dulger. "Wir müssen wieder dahinkommen, dass wir einfachere, tragbare und verständlichere Tarifabschlüsse haben."
Zuletzt waren Gespräche mit den Gewerkschaften über die Angleichung der Arbeitszeit im Osten vorerst gescheitert. Die IG Metall hatte vor einigen Tagen die eineinhalbjährigen Verhandlungen mit insgesamt elf Verhandlungstagen allein in diesem Jahr abgebrochen. Schon 2003 war die Gewerkschaft mit dem Versuch gescheitert, die 35-Stunden-Woche auch im Osten durchzusetzen.
Dulger kritisierte das Vorgehen der IG Metall. "Wir waren uns eigentlich schon in vielen Punkten einig", sagte er. Der Sozialpartner müsse sich intern klar werden, was er eigentlich wolle. "Ich glaube aber schon, dass man da noch mal in den Dialog finden kann." Er warnte allerdings davor, die Frage in die nächste Tarifrunde hineinzutragen.
Wie viele andere Branchen leide auch die Metall- und Elektro-Industrie unter dem Fachkräftemangel. "Es ist zwar im Moment in den Unternehmen konjunkturell kein richtiger Wind in den Segeln, aber die Beschäftigungssituation bleibt angespannt", sagte der Gesamtmetallchef.