M+E-Konjunktur: Erholung vorerst ins Stocken geraten
M+E-Konjunktur: Erholung vorerst ins Stocken geraten
Berlin. Die wirtschaftliche Erholung der M+E-Industrie hat sich im zweiten Quartal verlangsamt: Während die weltweite Nachfrage nach M+E-Produkten weiter deutlich zulegt, wird die Produktion durch fehlende Teile und Materialknappheit ausgebremst. Sie sank nach Daten des Statistischen Bundesamtes um 1,5 Prozent gegenüber dem ersten Quartal. Damit ist die Erholung der M+E-Industrie vorerst ins Stocken geraten.
"Rund 75 Prozent der M+E-Unternehmen gaben im Juli an, durch Materialknappheit in der Produktion behindert zu werden", erläuterte Gesamtmetall-Chefvolkswirt Dr. Michael Stahl. Es fehle an Halbleitern ebenso wie an Stahl und Kunststoffen. Der Rückgang in der Produktion im zweiten Quartal treffe vor allem den Fahrzeugbau mit -9,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Auch im Maschinenbau (-1,3 Prozent) sei die Produktion unter dem Niveau des ersten Quartals geblieben, während die Elektroindustrie um 2,7 Prozent zulegen konnte.
Die schwache Produktion trifft auf eine seit Monaten erfreulich starke Nachfrage. Im zweiten Quartal stiegen die Auftragseingänge um 5,2 Prozent gegenüber dem ersten Quartal und lagen sogar über dem Vor-Rezessionsniveau von 2018. Zu einer unverändert starken Auslandsnachfrage (+3,5 Prozent) kommt eine immer stärker anziehende Inlandsnachfrage (+7,8 Prozent). Das Ergebnis sind gut gefüllte Auftragsbücher: Im Juli deckte der Auftragsbestand der M+E-Unternehmen 4,5 Monate ab. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die Auftragseingänge im ersten Halbjahr 2021 um 33,0 Prozent und erholten sich damit wesentlich besser als die Produktion, die nur um 10,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums lag.
"Die aktuellen Zahlen spiegeln das anhaltende Auseinanderklaffen von Nachfrage und Produktion wider", führte Gesamtmetall-Chefvolkswirt Dr. Michael Stahl aus. "Die M+E-Unternehmen profitieren bei den Auftragseingängen einerseits von einer starken globalen Nachfrage. Andererseits hat die rasche konjunkturelle Erholung zu einer Nachfrage an Rohstoffen und Vorleistungsgütern geführt, die noch nicht vollständig bedient werden kann. Die aktuellen Produktionsbehinderungen sind die Folge. Wir gehen davon aus, dass die Materialknappheit und damit die Produktionsbehinderungen noch bis ins zweite Halbjahr hineinreichen werden."
In der Beschäftigung deutet sich eine Trendwende an: Zwar ging die Zahl der Beschäftigten auch im Mai leicht zurück auf zuletzt etwa 3,8 Millionen, das sind 3,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Beschäftigungspläne der Unternehmen deuten aber darauf hin, dass sie wieder vermehrt einstellen und der Abbau im dritten Quartal ausläuft. Entspannung gibt es auch bei der Kurzarbeit: Nach 1,5 Millionen M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit im Mai 2020 rechnet Gesamtmetall auf der Basis von Prognosen des ifo Instituts München für Juli 2021 noch mit rund 206.000.