M+E-Strukturbericht 2020

M+E-Strukturbericht 2020

M+E-Strukturbericht 2020

Der M+E-Strukturbericht von Gesamtmetall untersucht jährlich die wirtschaftliche Entwicklung der Metall- und Elektro-Industrie im nationalen und internationalen Kontext. Der Strukturbericht 2020 ist in äußerst turbulenten Zeiten erschienen: Die M+E-Industrie in Deutschland geriet aus einer tiefen Rezession des Jahres 2019 fast übergangslos in die Corona-Krise. In diesem Bericht wurden deshalb die langfristige strukturelle Entwicklung und die Auswirkungen von Rezession und Corona-Krise gleichermaßen in den Blick genommen.

Die Bedeutung der M+E-Industrie für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland ist weiterhin hoch und wachsend. In der Industrierezession des Jahres 2019 fallen die Ergebnisse für die M+E-Industrie als Ganzes besser aus als für das sonstige Verarbeitende Gewerbe. Weil die Gesamtwirtschaft sich aber besser entwickelte als die Industrie, verlor auch die M+E-Industrie an Boden gegenüber anderen Branchen. Die Weltmarkanteile der M+E-Wirtschaft in Deutschland an Bruttowertschöpfung und Exporten blieben auch im Jahr 2018 noch stabil. In diesem internationalen Vergleich sind die Krisenzeichen der M+E-Wirtschaft in Deutschland noch nicht sichtbar. Wesentliche Vorteile der deutschen M+E-Wirtschaft im internationalen Wettbewerb – wie die Technologieintensität, die Komplexität der Produkte und das breite Produktportfolio – sind Strukturmerkmale, die weniger von der konjunkturellen Entwicklung beeinflusst werden. Wichtig ist dafür aber, dass die Basis dieser Vorteile, z.B. ein leistungsfähiges Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsumfeld, erhalten bleibt und im internationalen Wettbewerb gestärkt wird. Einen Schwachpunkt des Standorts bilden weiterhin die hohen Kosten und deren Entwicklung, die im internationalen Vergleich im Rahmen des IW-Standortindex sichtbar werden.

Die Industrie in der Rezession: sinkende Umsätze 2019 in vielen Bereichen

Die M+E-Industrie in Deutschland erlebte 2019 eine schwere Rezession. Die M+E-Produktion ging real um 4,6 Prozent zurück. Dennoch erreichte die Branche – vor allem Lagerverkäufe – insgesamt noch ein kleines Umsatzplus von 0,6 Prozent oder 6,8 Milliarden Euro gegenüber 2018. Das Wachstum resultierte aber nur aus der Entwicklung im Fahrzeugbau, der seine Umsätze um 3,1 Prozent steigerte. Im Wesentlichen verantwortlich dafür war die Automobilbranche mit einem Umsatzwachstum von 2,3 Prozent, das nicht zuletzt aus dem Verkauf von Lagerbeständen aus dem Herbst 2018 (Stichwort: WLTP) resultierte. Die anderen Branchen der M+E-Industrie mussten Umsatzeinbußen hinnehmen. Im Bereich der Metallerzeugung gingen die Umsätze um 2,0 Prozent zurück, in der Elektroindustrie um 1,7 Prozent und im Maschinenbau um 1,9 Prozent. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Industrie insgesamt und der M+E-Wirtschaft im Speziellen ging im Jahr 2019 zurück.

Die Industrierezession des Jahres 2019 mündet in die Corona-Krise

In Folge des Produktionsrückgangs setzt im Jahresverlauf 2019 auch ein Rückgang der Beschäftigung in der M+E-Industrie ein. Im Jahresdurchschnitt lag die Beschäftigung im Jahr 2019 zwar noch über jener des Jahres 2018. Für das Jahresende gilt dies aber nicht mehr. In dieser negativen Entwicklungstendenz wurde die M+E-Industrie von der Corona-Krise ab März 2020 getroffen. Produktion und Umsätze brachen massiv ein. Auf dem Höhepunkt der Krise im April 2020 lag die Produktion in der M+E-Industrie um 38,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Die Umsätze unterschritten den Vorjahreswert um 40,9 Prozent. Besonders betroffen waren die Auslandsumsätze mit der Eurozone, die um 50,4 Prozent einbrachen. Bis zum September 2020 setzte eine Erholung ein. Produktion (-8,7 Prozent) und Umsätze (-3,7 Prozent) unterschreiten die Vorjahreswerte aber immer noch deutlich. Wegen einer immensen, nie zuvor gesehenen Beanpruchung der Kurzarbeit zeigten sich die gravierenden Auswirkungen der Corona-Krise noch nicht bei der Beschäftigung. Im Mai 2020 waren aber schätzungsweise 1,5 Millionen Beschäftige der M+E-Industrie in Kurzarbeit – rund 38 Prozent der Beschäftigten in der M+E-Industrie. Gegenüber dem September 2019 gingen bis zum September 2020 schon rund 141.150 Beschäftigungsverhältnisse verloren.

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