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Fokusthema: Inflation / Foto © AdobeStock/MichaelJBerlin

Fokusthema Wie geht es weiter mit der Inflation?

Inflationsrate im April auf dem Niveau des Vormonats – Kerninflation lässt nach

Inflationsrate sinkt weiter – Kernrate infolge politischer Maßnahmen & Zweitrundeneffekten unverändert hoch

Die Infla­ti­ons­rate lag im April bei voraus­sicht­lich +2,2 Prozent und damit unver­än­dert auf dem Niveau des März. Trotz erneut leichtem Rückgang der Ener­gie­preise im Vorjah­res­ver­gleich (-1,2 Prozent ) schwächte sich die Infla­ti­ons­rate nicht weiter ab. Die Kernin­fla­tion blieb mit voraus­sicht­lich +3,0 Prozent weiter auf hohem Niveau (März: +3,3 Prozent ). Saison­be­rei­nigt gab sie aber erstmals seit September 2020 gegenüber dem Vormonat nach.

Import-, Groß­han­dels- und Produ­zen­ten­preise sind im Vorjah­res­ver­gleich anhaltend rück­läufig. Aller­dings liegen die Preise für Energie und ener­gi­e­in­ten­sive Vorleis­tungen wie beispiels­weise Metalle weiter deutlich über dem Vorkri­sen­ni­veau und den Vergleichs­werten inter­na­ti­o­naler Wett­be­werber.

Inflationsdruck im Inland durch Politik & strukturelle Faktoren – Wechsel zu Angebotspolitik nötig

Eine weitere Verbrei­te­rung des Disin­fla­ti­ons­pro­zesses wurde durch poli­ti­sche Maßnahmen wie steigende Netzent­gelte sowie die Rückkehr zum regulären Umsatz­steu­er­satz bei Gas und Gast­ge­werbe gebremst. Zudem halten gestie­gene Löhne den Kosten­druck hoch. Auch sind die Handels­routen durch das Rote Meer weiterhin gestört, was die Fracht­raten auf einem über­durch­schnitt­li­chen Niveau hält. Der Anstieg der Ölpreise schwächte sich dagegen wieder ab.

Die Preispläne der Unter­nehmen stabi­li­sierten sich zuletzt dennoch, auch da die Kosten­wei­ter­gabe infolge der Rezession immer schwie­riger ist. Insbe­son­dere auch bei M+E-Erzeug­nissen ist die Import­preis­ent­wick­lung deutlich günstiger, was den höheren Kosten­druck im Inland wider­spie­gelt.

Laut Bundes­bank dürfte die Infla­ti­ons­rate in den kommenden Monaten tenden­ziell weiter sinken, wenn­gleich Sonder­ef­fekte zu Schwan­kungen und steigende Lohn­kosten den Druck vor allem auf die Dienst­leis­tungs­preise hoch­halten werden. Die Infla­ti­ons­er­war­tungen der Verbrau­cher redu­zieren sich zwar inzwi­schen erkennbar, die Unsi­cher­heit bleibt aber noch groß.

Die Finanz­märkte gehen für diesen Sommer trotzdem von einer ersten Zins­sen­kung infolge der schwä­cheren Konjunktur aus. Die Erwar­tungen an die Zinswende schwächen sich aufgrund der Zweit­run­den­ef­fekte aller­dings ab. Das geld­po­li­ti­sche Dilemma kann nur über struk­tu­relle Reformen und ange­bot­s­o­ri­en­tierte Wachs­tum­s­im­pulse gelöst werden.