Wirtschaftliche Lage der M+E-Industrie
Wirtschaftliche Lage der M+E-Industrie

Fazit: Erholungseffekte lassen spürbar nach
Im März beschleunigte sich der Abwärtstrend der Neuaufträge in der M+E-Industrie, nachdem dieser zum Jahreswechsel noch von Großaufträgen gebremst wurde. Der Auftragseingang liegt inzwischen deutlich unter dem Vorjahresniveau.
Die M+E-Produktion erholte sich im Q1 weiter. Der Auftragsbestand kann aufgrund stabilisierter Lieferketten besser abgearbeitet werden. Die Erholungseffekte lassen aber spürbar nach. Im März gab es einen leichten Rückgang. Auch der Absatz schwächte sich etwas ab.
Die Zahl der M+E-Beschäftigten lag im März um 2,3% über dem Vorjahr. Der (Wieder-)Aufbau hat sich verbreitert. Demografie und Arbeitskräfteengpässe bremsen eine noch schnellere Erholung.
Die stabilisierte Energielage sowie gesunkene Frachtraten führen zu einem Rückgang von Produzentenpreisen und Inflationsrate. Allerdings bleibt die Kerninflation infolge der angelaufenen Lohn-Preis-Spirale auf hohem Niveau.
Ein deutlicher Nachfragerückgang und der Abbau des Auftragsbestands ließen die M+E-Firmen im Mai wieder pessimistischer auf die kommenden Monate blicken. Produktions- und Exportpläne liegen nur noch knapp im positiven Bereich. Auch andere Frühindikatoren deuten auf eine verhaltene Entwicklung in den kommenden Monaten hin.
M+E-Neuaufträge: Großaufträge stabilisieren – Trend aber rückläufig
Im Q1-2023 gingen preisbereinigt 0,9% mehr Neuaufträge als im Q4-2022 ein. Allerdings beruhte der leichte Anstieg auf Großaufträgen im Fahrzeugbau. Hier melden die Firmen überwiegend noch eine positive Nachfrageentwicklung. In den anderen M+E-Zweigen setzt sich der Nachfragerückgang fort. Das Bestellvolumen liegt in der M+E-Industrie insgesamt 8% unter dem Vorjahr. Die Ø Auftragsreichweite verringerte sich im Q2 von 6,1 auf 5,5 Monate. Bei den energieintensiven Gießereien & Metallherstellern wird der Auftragsbestand überwiegend negativ beurteilt.
M+E-Produktion: Erholung infolge stabilisierter Lieferketten – Effekte lassen nach
Im Q1 setzte sich die Erholung des Outputs fort. Der Index stieg ggü. Q4 um 1,7% auf 101 Punkte. Das Vorkrisenniveau von 2018 (107 Punkte) wird allerdings noch unterschritten. Stabilisierte Lieferketten und Auftragsbestand ermöglichen die Erholung. Insbesondere Finalisierungen im Fahrzeugbau führten zu einem Anstieg des Produktionsniveaus.
Allerdings schwächen sich die Nachholeffekte infolge rückläufiger Neuaufträge ab. Im Mai sanken die Produktionspläne auf den tiefsten Stand des Jahres und liegen im Saldo nur noch leicht im positiven Bereich. Nach einem deutlichen Rückgang im März blieb der Lkw-Verkehr im April nur auf einem schwachen Niveau.
M+E-Umsatz: Anstieg gebremst – Absatz weiter unter Vorkrisenniveau
Die Umsatzentwicklung schwächt sich aktuell ab. Im Q1 sank das preisbereinigte Absatzvolumen um 0,9% zum Vorquartal. Der Umsatzwert stieg nur leicht um 0,5%. Vor allem Gießereien und der schwankungs-anfällige Sonstige Fahrzeugbau verzeichneten rückläufige Erlöse. Auch bei Automotive schwächte sich die Entwicklung nach einem sehr guten Q4 wieder ab.
Die Abschwächung erfolgt auf einem noch hohen Niveau. Im Vorjahresvergleich lag das Absatzvolumen der M+E-Industrie um 8% und der Umsatz um 15% höher. Allerdings hat das Absatzvolumen noch nicht wieder den Vorkrisenstand von 2018 erreicht.
Branchenportfolio: Anhaltende Unterschiede durch Krisenmix & Strukturwandel
Die Differenzierung in der M+E-Industrie hat sich im Q1-2023 etwas abgeschwächt. Hintergrund sind die Erholungseffekte bei Automotive infolge stabilisierter Lieferketten. Im Maschinenbau & den Metallherstellern setzte sich die Seitwärtsbewegung fort. Prägende Unterschiede ergeben sich momentan durch die einerseits besonders von der Energiekrise betroffenen Gießereien sowie die andererseits anhaltend hohe Nachfrage in der Elektroindustrie. Hinzu spiegeln sich die Großaufträge im Sonstigen Fahrzeugbau zum Jahresbeginn wider.
M+E-Beschäftigung mit fortgesetztem (Wieder-) Aufbau
Die M+E-Beschäftigtenzahl stieg im März saisonbereinigt um 0,5% gegenüber Februar an. Mit 3,97 Mio. Beschäftigten liegt diese um 87.600 über dem Vorjahr. Hohe absolute Zuwächse verzeichneten die Elektroindustrie (+29k) sowie der Maschinenbau (+17k). Relativ gesehen legt zudem der Sonstige Fahrzeugbau sehr stark zu. Auch bei Automotive und den Metallherstellern ist der Trend wieder aufwärtsgerichtet.
Die Personalpläne waren im Mai nur noch ausgeglichen (+2 Punkte). Einen steigenden Bedarf melden weiterhin Elektroindustrie & Maschinenbau. Die Wachstumsbereiche werden aber durch fehlende Arbeitskräfte ausgebremst: Bundesweit fehlen über 300k MINT-Fachkräfte.
Leichte Entspannung beim Material, Fachkräftemangel weiter hoch
Die Materialknappheiten haben sich in den ersten beiden Quartalen insgesamt deutlich abgebaut. Dabei verschieben sich die Engpässe von Commodity & Rohmaterial zu Komponenten & Baugruppen.
Auch Arbeitskräfteengpässe schwächten sich – v. a. im Metallbereich – ab, bleiben aber weiterhin auf hohem Niveau. Die Situation wird durch den Krankenstand verschärft: Die Ausfallrate stieg 2022 auf 6,9% sprunghaft an (2021: 5,4%) und blieb auch zu Jahresbeginn über dem Niveau der Vorjahre.
Auslastung & Auftragsbestand differenziert sich
Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich infolge stabilisierter Lieferketten im Q2 leicht auf 87%. Die Auftragsbestände können besser abgearbeitet werden, sodass die Auftragsreichweite von 6 auf 5,5 Monate sank. Auch der Auftragsbestand wurde im Saldo im Mai mit +16 Punkten noch positiv, allerdings deutlich schlechter als noch zu Jahresbeginn beurteilt. Die Differenzierung hat sich zudem verstärkt: Ein noch hoher Auftragsbestand im Fahrzeug- & Maschinenbaubau steht eine negative Beurteilung im Metallbereich gegenüber.
Preisentwicklung leicht gedämpft – Inflation aber verbreitert
Der Rückgang der Erzeugerpreise infolge der Beruhigung an den Energiemärkten und sinkender Frachtraten wurde im April gebremst. Infolge von Basiseffekten nehmen die Inflationsraten weiter ab. Der Anteil der M+E-Firmen, der mit Preissteigerungen rechnet, fiel im Mai auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021.
Die Verbraucherinflationsrate schwächte sich zwar auch im April weiter auf +7,1% ab, allerdings blieb die Kerninflation mit +5,8% hoch. Die Inflation hat sich infolge der angelaufenen Lohn-Preis-Spirale weiter verbreitert.
Stimmung der M+E-Firmen: Weniger Pessimismus vs. nachlassende Pläne
Stimmung im Mai verschlechtert. Deutlicher Nachfragerückgang & Abbau Auftragsbestand führen wieder zu verstärktem Pessimismus.
Erholungseffekte lassen spürbar nach. Auftragsbestand wird weniger positiv beurteilt. Pläne werden sukzessive nach unten korrigiert. Lkw-Verkehr weiter schwach.
Ausblick: BIP-DE 2023 mit „Schwarzer Null“ (Niveau von 2019 noch nicht wieder erreicht!). Kreditvergabe wird zunehmend restriktiver. Unsicherheiten & Risiken nehmen durch Bankenkrise weiter zu. Prognosen für 2024 werden nach unten korrigiert.