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Deutschland fehlen rund 326.100 Arbeitskräfte im MINT-Bereich

MINT-Herbstre­port 2022

Berlin. Die Studie „MINT-Herbstre­port“ zeigt, dass die Arbeits­kräf­te­lücke im MINT-Bereich (Mathe­matik, Infor­matik, Natur­wis­sen­schaften, Technik) trotz Ukraine-Krieg und der damit verbun­denen konjunk­tu­rellen Abkühlung auf hohem Niveau bleibt. Die MINT-Lücke erreicht im Oktober 2022 mit insgesamt rund 326.100 einen der höchsten Werte für den Monat Oktober. Engpässe sind in den IT-Berufen und Berufen der Energie- und Elek­tro­technik zuletzt stark gestiegen. Im Baube­reich nehmen Engpässe wieder leicht ab. MINT ist zur Errei­chung von Erfolgen in Trans­for­ma­ti­ons­pro­zessen zentral und sichert die Zukunfts­fä­hig­keit unseres Landes.
 
Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Themen­cluster Bildung, Inno­va­tion und Migration am Institut der deutschen Wirt­schaft Köln: „Unter­nehmen erwarten steigende Bedarfe an MINT-Kräften, um die Heraus­for­de­rungen von Klima­schutz, Digi­ta­li­sie­rung und demo­gra­fi­schen Wandel zu meistern. Dazu erhöhen der Ukraine-Krieg und steigende Ener­gie­preise den Druck, Geschäfts­mo­delle anzu­passen. Eine stärkere Inno­va­ti­ons­tä­tig­keit ist der zentrale Hebel, um die Heraus­for­de­rungen zu meistern. 77 Prozent aller Erwerbs­tä­tigen in den Tätig­keits­fel­dern Forschung und Entwick­lung haben eine MINT-Quali­fi­ka­tion. Nur mit entspre­chenden MINT-Fach­kräften sind daher zusätz­liche Inno­va­ti­onen möglich.“
 
Indra Hadeler, Geschäfts­füh­rerin Bildung und Inter­na­ti­o­nale Bezie­hungen des Arbeit­ge­ber­ver­bandes Gesamt­me­tall: „60 Prozent der Beschäf­tigten in der Metall- und Elektro-Industrie arbeiten in MINT-Berufen. Die Sicherung des MINT-Nach­wuchses ist für die M+E-Industrie daher zentral! MINT-Quali­fi­ka­ti­onen bilden zudem die Grundlage für die Entwick­lung und Herstel­lung tech­ni­scher Lösungen, mit denen wir die Weichen stellen für die Digi­ta­li­sie­rung und die Deka­r­bo­ni­sie­rung und damit für nach­hal­tiges Wachstum. Die M+E-Industrie inves­tiert pro Jahr rund 101 Milli­arden Euro in Inno­va­ti­onen – das sind 59 Prozent der deutschen Inno­va­ti­ons­auf­wen­dungen. Klima­schutz und Digi­ta­li­sie­rung gewinnen dabei deutlich an Bedeutung. Große Sorgen macht uns, dass die Anzahl der Studi­e­n­an­fänger:innen in den MINT-Fächern in den letzten fünf Jahren um rund 13 Prozent gesunken sind und auch viele Lehr­stellen in MINT-Berufen nicht besetzt werden können.“
 
Christina Ramb, Mitglied der Haupt­ge­schäfts­füh­rung der BDA: „MINT-Berufe sind besonders attraktiv. Die Löhne von MINT-Beschäf­tigten sind höher als im Durch­schnitt anderer Berufe. Über 60 Prozent der MINT-Akade­mi­ke­rinnen und MINT-Akade­miker sind Bildungs­auf­steiger. Trotzdem fehlt uns der Nachwuchs. Erfreu­lich ist, dass der Anteil der Frauen in MINT-Berufen in den letzten Jahren leicht gestiegen ist. Damit können wir uns aber nicht zufrie­den­geben und müssen unsere Anstren­gungen verstärken, Mädchen und junge Frauen für MINT zu begeis­tern. Ohne Erfolge bei der Zuwan­de­rung in den letzten Jahren würden weitere rund 340.000 MINT-Fach­kräfte fehlen. Wir brauchen in Deut­sch­land verein­fachte Rege­lungen sowie eine Entbü­ro­kra­ti­sie­rung bei der Zuwan­de­rung, um weitere Poten­ziale zu heben.“
 
Prof. Dr. Christoph Meinel, Vorstands­vor­sit­zender von MINT Zukunft schaffen: „Deut­sch­land muss bei der Digi­ta­li­sie­rung im Bildungs­be­reich dringend schneller voran­kommen. Dafür ist es wichtig, dass die Digi­ta­li­sie­rung endlich als Quer­schnitts­thema in den Schulen begriffen und behandelt wird und es uns gelingt, auch Schü­le­rinnen und Schüler, die weniger tech­ni­kaffin sind, stärker für digitale und infor­ma­ti­sche Lösungen zu begeis­tern. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Schlie­ßung der noch beste­henden Lücken bei der digitalen Ausstat­tung an Kitas und Schulen, die bessere Unter­stüt­zung und Weiter­bil­dung der Lehr­kräfte und die Entwick­lung digitaler Lehr- und Lehr­ma­te­ri­a­lien.“
 
Edith Wolf und Dr. Ekkehard Winter, Vorstände des Nati­o­nalen MINT Forums: „Die jüngsten Vergleichs­tests an Schulen machen deutlich, dass die Kompe­tenzen auch in den MINT-Fächern sinken und die Chan­ce­nun­gleich­heit bereits in der frühen Phase vieler Bildungs­bio­gra­fien so massiv zunimmt, dass für eine große Zahl von Kindern und Jugend­li­chen ein Weiter­lernen kaum noch möglich ist. Durch gezielte Aufhol­pro­gramme und hoch­wer­tige MINT-Bildung im schu­li­schen Ganztag müssen Bildungs- und damit Teil­ha­be­chancen verbes­sert werden. Wir setzen dabei große Hoffnung in das Start­chancen-Programm; bei dessen Ausge­stal­tung sollten MINT-Lern­an­ge­bote, auch solche außer­schu­li­scher Akteure, eine zentrale Bedeutung bekommen.“

Über den MINT-Report: Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirt­schaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag folgender Mitglieder des Nati­o­nalen MINT Forums: Bundes­ver­ei­ni­gung der Deutschen Arbeit­ge­ber­ver­bände, Arbeit­ge­ber­ver­band Gesamt­me­tall und MINT Zukunft schaffen.