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Wer heute einen Arbeitsplatz sucht, hat eine so große Auswahl, wie es sie in dieser Form noch nie gab – auch in der M+E-Industrie. Die Kehrseite: Die Fachkräfte werden knapp. Die M+E-Unternehmen engagieren sich daher stark in der Ausbildung – und mit gutem Grund: Engagement und Wissen der Mitarbeiter sind zwingende Voraussetzung dafür, am und vom Standort Deutschland aus erfolgreich zu sein. Wann immer es ihnen möglich ist, bilden Unternehmen deshalb aus. Sie tun das aus eigenem Interesse, weil qualifizierte Fachleute unverzichtbar sind, insbesondere dann, wenn sie die besonderen Anforderungen des Unternehmens kennen. Aber auch die Auszubildenden selbst profitieren: Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) verdienten im Jahr 2021 beispielsweise angehende Mechatroniker durchschnittlich 1077 Euro im Monat. Die Bruttomonatsentgelte für Fachkräfte in den Metall- und Elektroberufen unter 30 Jahren liegen laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit über 3.500 Euro deutlich über dem Durchschnitt aller Branchen.
Viele junge Menschen starten jedes Jahr neu eine Ausbildung in den Metall- und Elektroberufen. Jedoch wirkte sich die Corona-Pandemie zusammen mit dem einsetzenden Strukturwandel in der M+E-Industrie deutlich auf die Zahl der neuen Ausbildungsverträge aus: Mit 68.080 Verträgen zum 31. Dezember 2020 betrug der Rückgang 13,5 Prozent. 2019 waren es noch 78.707 neue Ausbildungsverträge. Einen vergleichbaren Rückgang gab es bisher nur während der Finanzkrise von 2008 auf 2009.
Die technischen IT-Berufe verzeichneten mit minus 6,3 Prozent noch die geringsten Verluste und lagen mit 16.499 neuen Ausbildungsverträgen auf dem Niveau des Jahres 2018. Die meisten Verträge gab es wieder bei den Fachinformatikern (5.082), den Industriemechanikern (10.652) und den Mechatronikern (7.484).
Die aktuellen Ausbildungsmarktzahlen der BA zeigen aber auch, dass zum Abschluss des offiziellen Ausbildungsjahres zum 30. September 2021 bundesweit noch zwölf Prozent aller Ausbildungsplätze unbesetzt blieben. Von den insgesamt gemeldeten 511.300 Ausbildungsplätzen warten noch 63.200 auf einen Bewerber oder eine Bewerberin. Bei 24.600 gemeldeten unversorgten Bewerbern kommen also rechnerisch vier unversorgte Bewerber auf 10 freie Ausbildungsplätze.
Die Zahl der unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen in der gesamten Wirtschaft verdeutlicht, dass das Matching zwischen Unternehmen und Bewerbern weiterhin eine zentrale Herausforderung auf dem Ausbildungsstellenmarkt darstellt. Eine Ausbildungsgarantie ist aufgrund der Vielzahl der offenen Plätze nicht notwendig.
Insgesamt geben die M+E-Betriebe rund 200.000 jungen Menschen eine Zukunftsperspektive und lassen sich das mehr als vier Milliarden Euro jährlich kosten.
Die Digitalisierung bewirkte in den vergangenen Jahren zahlreiche Veränderungen in den Produktionsabläufen. Auf die sich zunehmend schneller verändernden Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten hatten die Sozialpartner bereits mit der Reform der industriellen Metall- und Elektroberufe in den Jahren 2003 und 2004 reagiert. Seitdem steht die Vermittlung von Prozesskenntnissen und IT-Kompetenzen im Mittelpunkt der Berufsausbildung. Gesamtmetall, VDMA, ZVEI und IG Metall verständigten sich im Frühjahr 2016 darauf, die Industrie-4.0-relevanten Ausbildungsberufe und die darauf aufbauenden Fortbildungen im M+E-Bereich hinsichtlich neuer Anforderungen und beruflicher Perspektiven im Umfeld von Industrie 4.0 zu untersuchen. Mithilfe von Experten aus Unternehmen, Berufsschulen und der Wissenschaft und nach der Auswertung verschiedener Studien wurden Vorschläge für aktualisierte Ausbildungsordnungen und die dafür notwendigen Maßnahmen entwickelt. Diese Handlungsempfehlungen wurden mit den zuständigen Bundesministerien und Entscheidungsträgern abgestimmt, sodass seit 2018 nach den neuen Ausbildungsordnungen ausgebildet wird.