Ohne öffentliche Debatte und versteckt in den Details des Steuerrechts hat der Bundestag auf Initiative des Bundesfinanzministers heute beschlossen, Mitgliedsbeiträge an Gewerkschaften steuerlich zu privilegieren. „Der Beschluss mag sinnvoll sein, aber er ist wie so vieles einseitig“, so Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander. „Das geht aber nur, weil die Union es zulässt: Hier wird erneut ein weiteres Prestigeprojekt der SPD im Eiltempo durch den Bundestag gepeitscht, ohne dass sich die Union an irgendeiner Stelle im Gegenzug mit ihren arbeitsmarkt- oder sozialpolitischen Positionen durchsetzt. Noch dazu erneut ein Vorhaben, dass in der vorigen Bundesregierung von der FDP gestoppt wurde, insbesondere im Hinblick auf die erheblichen Steuerausfälle, die das Vorhaben mit sich bringen wird.“
Mit diesem Beschluss macht die Koalition den Gewerkschaften ein teures Weihnachtsgeschenk mit jährlichen Mindereinnahmen von 160 Millionen Euro, während diese weiter in Fundamentalopposition gegen andere Verabredungen im Koalitionsvertrag verharren. Hierzu gehört etwa die im Koalitionsvertrag verbindlich vereinbarte und überfällige Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts durch Einführung der Wochenarbeitszeit und der Schutz der Vertrauensarbeitszeit. Bei diesem Vorhaben wird ein entsprechender Entwurf vom SPD-geführten Bundesarbeitsministerium seit Monaten verzögert.
„Wenn diese Steuererleichterung die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft wirklich attraktiver macht, wie es die Gewerkschaften erklären, dann sind weitere Maßnahmen zur Stärkung der Tarifbindung dadurch schlicht überflüssig geworden, angefangen vom Bundestariftreuegesetz über den nationalen Aktionsplan für Tarifbindung bis zur Forderung nach tariflichen Gewerkschaftsboni“, so Zander weiter.
„Die Bundesregierung hat jetzt im Eiltempo die Herzenswünsche der SPD und der Gewerkschaften erfüllt. Die Wirtschaft wartet hingegen weiter auf Reformen. Das Ende der längsten Wirtschaftskrise seit Gründung der Bundesrepublik ist nicht in Sicht. Die Deindustrialisierung geht ungebremst weiter. Ohne eine stabile Wirtschaft gibt es keine stabile Regierung. Statt die versprochenen Reformen umzusetzen, werden teure Geschenke verteilt.“
Alexander Dennebaum
Pressesprecher
Telefon: 030-55150-215
E-Mail: dennebaum@gesamtmetall.de
