Geburtenschwache Jahrgänge werden auch die Behörden in den kommenden Jahren schrumpfen lassen – bei gleichbleibend hohem Regulierungstempo auf allen föderalen Ebenen. Somit werden wir schon in wenigen Jahren an einen Punkt kommen, an dem die Verwaltungen mit ihren bestehenden Strukturen nicht mehr alle Regulierungen werden umsetzen können.

Was im Privaten – bei der Anmeldung eines Autos oder der Beantragung eines Ausweises – nervig ist, kann in der Wirtschaft schnell existenzbedrohend für die Unternehmen werden. Existenzbedrohend für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Wenn ein Unternehmen einen neuen Standort aufbauen möchte und es die Wahl zwischen einem jahrelangen Behördenkrieg mit unterschiedlichsten Kommunal- und Landesverwaltungen und einem schnellen, digitalen Verfahren im EU-Ausland hat, ist die Entscheidung in der Regel klar.
Gerade für den Mittelstand sind die immer zahlreicher werdenden Auflagen, von Berichtspflichten bis zu statistischen Erhebungen, kaum noch zu bewältigen. Hier bedeuten einzelne Verwaltungsstellen, die neu geschaffen werden müssen, bereits einen erheblichen Kostenfaktor, der nicht durch Skaleneffekte aufgefangen werden kann.
Es muss endlich ein Bürokratieabbau-Ruck durch Deutschland gehen und der muss disruptiv sein. Deutschland muss zu detailreiche Berichtspflichten abschaffen, muss seine Verwaltungen digitalisieren und verknüpfen und Deutschland muss vor allem bei neuen Regulierungen nicht immer das Maximum erreichen wollen, sondern das, was die Verwaltung gemeinsam mit den Betroffenen auch umsetzen kann. Deutschland kann es sich schlicht nicht mehr leisten, bei jeder EU-Regulierung noch eine Schippe an Genauigkeit und Dokumentation draufzulegen. Nur mit weniger Formular- und Verfahrenswirrwarr wird „Made in Germany“ künftig nicht nur ein Qualitätsversprechen auf Produkten sein, sondern auch eine Einladung, Industrieproduktion in Deutschland zu halten und auch wieder neu anzusiedeln. Nur mit schnellen, digitalen Verfahren ist Einwanderung attraktiv und ohne die Einwanderung von Fachkräften werden bald noch mehr Stellen unbesetzt bleiben – auch in den Verwaltungen.