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Europawahl und neue Kommission

Wahlanalyse

Im Juni wurde das Euro­pä­i­sche Parlament neu gewählt. Am euro­pa­weiten Wahl­er­gebnis fällt folgendes auf: Die Euro­pä­i­sche Volks­partei (EVP) ist nicht nur wieder stärkste Kraft geworden, sie konnte sogar Stimm­ge­winne verzeichnen. Sie ist die klare Wahl­ge­win­nerin. Statt wie bisher 176 Sitze wird sie künftig 188 Sitze im Euro­pä­i­schen Parlament haben (Stand 22.08.2024). Die zwei Frak­ti­onen rechts der EVP, die EKR und die ID (jetzt: „Patri­oten für Europa“), gewinnen ebenfalls dazu, mit der ESN („Europa der souve­ränen Nationen“) kommt sogar eine weitere Fraktion am äußersten rechten Rand hinzu. Das ist eine leichte Kräf­te­ver­schie­bung, erdrut­sch­ar­tige Zugewinne bei euro­pas­kep­ti­schen oder -feind­li­chen Parteien blieben jedoch aus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass rechts­ex­treme Parteien in drei Ländern (Frank­reich, Öster­reich und den Nieder­landen) stärkste Kraft wurden. In Deut­sch­land wurde die AfD erstmals bei einer bundes­weiten Wahl zweit­stärkste Kraft. Zählt man die Stimmen des Bünd­nisses Sarah Wagen­knecht dazu, so wählten über ein Fünftel der deutschen Bürger Parteien, die Europa klar ablehnen – und da sind Stimmen z.B. für die Sati­re­partei „DIE PARTEI“ noch gar nicht mit einge­rechnet. Das ist eine sehr beun­ru­hi­gende Entwick­lung.

M+E-Produktion vs. globale Entwicklung der Industrieproduktion

Die Wahl klar verloren haben die Parteien links der Mitte. Alle vier Frak­ti­onen (Linke, Grüne, S&D und die sozi­al­li­beral domi­nierte Renew Europe) haben Einbußen zu verzeichnen. In der Legis­la­tur­pe­riode 2019-2024 kamen sie gemeinsam auf 350 Mandate (und verfehlten damit die absolute Mehrheit von 353 Mandaten nur haar­scharf). Im leicht vergrö­ßerten künftigen Euro­pä­i­schen Parlament kommen sie zusammen nur noch auf 312 Mandate (Stand 22.08.2024). Das spiegelt sich auch in den deutschen Wahl­er­geb­nissen wieder. Bündnis90/Die Grünen haben ihre Stim­m­an­teile fast halbiert, stellen künftig statt 21 nur noch 12 Abge­ord­nete. Die SPD hat ihr histo­risch schlech­testes Ergebnis von 2019 nochmals unter­boten, auch Die Linke hat erheb­liche Verluste erlitten.

Erwartungen der deutschen Metall- und Elektro-Industrie an die neue EU-Kommission

Seit 2019 hat die deutsche und euro­pä­i­sche Wirt­schaft und insbe­son­dere die deutsche Metall- und Elektro-Industrie heftige Krisen zu durch­stehen. Denn die M+E-Industrie befand sich bereits in einer Rezession, bevor sie von dem enormen Wirt­schaft­s­ein­bruch mit dem Einsetzen der Corona-Pandemie getroffen wurde.

Forde­rungen der Wirt­schaft nach einem Belas­tungs­mo­ra­to­rium blieben ungehört. Ganz im Gegenteil: Die Kommis­sion legte weiterhin unbeirrt zahl­reiche, die Wirt­schaft überaus stark belas­tende Gesetz­ge­bungs­i­n­i­tia­tiven vor, auch nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, wie die Grafik oben zeigt.

Das Wahl­er­gebnis belegt aus unserer Sicht, dass die rot-grün domi­nierte EU-Politik der letzten Jahre, die zum Beispiel die EU-Mindest­lohn-Richt­linie, die Nach­hal­tig­keits­be­richt­er­stat­tungs-Richt­linie oder die EU-Liefer­ketten-Richt­linie maßgeb­lich voran­ge­trieben hatte, klar abgewählt wurde. Der Wähler­wille muss zu einem echten Poli­tik­wechsel führen. Die Wähler wollen mehr­heit­lich eine Mitte-Rechts-Politik.

Wir setzen uns für einen deutlich wirt­schafts­freund­li­cheren Kurs der EU für die nächsten Jahre ein. Den Verspre­chungen der Kommis­sion zu „One in, one out“ oder zum Abbau der Berichts­pflichten um 25 Prozent vor der Euro­pa­wahl müssen nun konkrete Taten folgen. Die Zahl der neuen Gesetz­ge­bungs­vor­schläge muss drastisch gesenkt werden, beste­hende Gesetz­ge­bung  muss hinter­fragt und zurück­ge­zogen werden, wenn die daraus resul­tie­renden Belas­tungen in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Bei den letzten drei Euro­pa­wahlen holten euro­pa­kri­ti­sche und -feind­liche Parteien mehr Stimmen. Sie kriti­sierten vor allem die extreme Regu­lie­rungs­dichte aus Brüssel und das „Hin­ein­re­gieren“ in nati­o­nal­staat­liche Kompe­tenzen. Die Antwort der Kommis­sion war leider immer, noch mehr regu­lieren zu wollen. Dieser Ansatz ist klar geschei­tert.

Darüber hinaus plädieren wir für eine Rückkehr zu einem vertrau­ens­ba­sierten Poli­ti­k­an­satz gegenüber der euro­pä­i­schen Wirt­schaft. Gerade in der EU-Sozi­al­po­litik wurde der Miss­brauch beste­hender Regeln durch wenige immer wieder zum Maßstab für deutlich strengere Regeln, die geset­ze­s­treue Unter­nehmen mit sinnloser Büro­kratie über­ziehen. Die besten Beispiele dafür sind die Entsende-Richt­linie, die Platt­form­a­r­beits-Richt­linie und die EU-Liefer­ketten-Richt­linie. Der von Miss­brauch getrie­bene Ansatz geht mit einem falschen Verständnis der Bedeutung der Wirt­schaft für Wachstum und Wohlstand in der EU einher. Die negativen Auswir­kungen dieses Poli­tik­ver­ständ­nisses auf die Attrak­ti­vität des Inves­ti­ti­ons­s­tand­ortes Europa sind ebenfalls nicht zu unter­schätzen. Gesetz­ge­bung sollte sich daher künftig wieder primär am Gros der geset­zes­kon­formen Unter­nehmen orien­tieren, leicht umsetzbar sein, klare Sank­ti­onen bei Miss­brauch und eine strenge Über­wa­chung durch die Behörden vorsehen. Damit könnte viel über­f­lüs­sige Büro­kratie einge­spart werden.

Bürokratie in der EU

Last not least, sollte sich die EU wieder auf ihre Kern­kom­pe­tenzen besinnen. Der EU-Binnen­markt ist eine beispiel­lose Erfolgs­ge­schichte. Er war und ist ein großes Wirt­schafts­för­der­pro­gramm und bringt zugleich sehr greifbare Vorteile für die Bürge­rinnen und Bürger der EU. Auf die Weiter­ent­wick­lung dieses Erfolgs­pro­jektes sollte sich die EU konzen­trieren. Über die Jahre entstan­dene Hemmnisse wie die völllig unter­schied­li­chen arbeits­recht­li­chen Melde­pflichten für Entsen­dungen oder die Bean­tra­gungs­pflicht für die A1-Beschei­ni­gung auch bei kurzen Dien­st­reisen ins EU-Ausland müssen konse­quent zurück­ge­baut werden.

Darüber hinaus sollte sich die EU einem neuen Groß­pro­jekt widmen, in dem sie ihre Stärken ausspielen kann. In Zeiten einer russi­schen Invasion direkt an den Grenzen der EU liegt da nichts näher als die Stärkung der Vertei­di­gung der EU und der gemein­samen Außen- und Sicher­heits­po­litik. Mit diesem Projekt könnte man EU-Kritikern sehr wirkungs­voll entgegnen.

Mehr in unserem aktuellen Posi­ti­ons­pa­pier.

Das woll(t)en die Parteien

Was sind die Pläne der Parteien im Bereich …

CDU/CSU
Die Union will ein „starkes Europa“, das seine Bürger nach innen und außen schützt, „Unter­nehmen im Rahmen der Sozialen Markt­wirt­schaft einen konkreten Mehrwert“ bietet und „tech­no­lo­gisch in der Welt­spitze spielt“. Zudem betonen CDU/CSU den Einfluss von KI, der Digi­ta­li­sie­rung und des Klima­wan­dels auf die Wirt­schaft.

SPD
Die SPD spricht von einer „Rich­tungs­wahl“ gegen „rechten Popu­lismus“. Es gehe darum, die Demo­kratie und den Rechts­s­taat zu schützen. Sie möchte die EU als Wirt­schafts­s­tandort stärken und gleich­zeitig die soziale Sicher­heit garan­tieren. Klima­schutz soll „Jobmotor“ werden, und Ener­gie­ausbau habe dabei den „abso­luten Vorrang“.

FDP
Die Partei möchte die EU stärken, indem sie sich für den Schutz der Außen­grenzen und eine „schlag­fä­hige Euro­pä­i­sche Armee“ stark macht. Ein weiterer zentraler Punkt der FDP: Sie möchte die EU „markt­wirt­schaft­li­cher“ machen und mehr Frei­handel mit der Welt.

Bündnis 90 / Die Grünen
Für die Klima­ziele müsse man raus aus „Kohle, Öl und Gas und rein in erneu­er­bare Energien und Wasser­stoff“. Die Partei sieht künftig eine „Infra­s­truk­tu­ru­nion“: ein euro­pä­i­sches Schienen-, Strom und Wasser­stoff­netz. Neben ökolo­gi­schen Themen stehen soziale Gerech­tig­keit und Sicher­heits­po­litik auf der Agenda.

Die Linke
DIE LINKE setzt auf die klas­si­schen Themen: höheren Mindest­lohn, kürzere Arbeits­zeiten, höhere Steuern auf Konzern­ge­winne und Einkommen sowie eine euro­pä­i­sche „Kin­der­grund­si­che­rung“. Zudem fordert die Partei mehr Klima­schutz und eine Asyl­po­litik „ohne Einschrän­kungen“.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Die neu gegrün­dete Partei kriti­siert die EU: „Die EU in ihrer aktuellen Verfas­sung schadet der euro­pä­i­schen Idee“. Sie setzt auf ein Europa „sou­ve­räner Demo­kra­tien“. Es brauche mehr „Bür­ger­be­tei­li­gung“, weg von der „wach­senden Mach­kon­zen­tra­tion“ der EU-Tech­no­kratie.

AfD
Die AfD strebt eine „Auf­lö­sung der EU“ an. Sie möchte eine „neue euro­pä­i­sche Wirt­schafts- und Inter­es­sen­ge­mein­schaft“. Hinsicht­lich der Asyl­po­litik sieht die AfD eine „Festung Europa“ vor und möchte Einwan­de­rung stoppen. Klima­schutz lehnt sie als „irra­ti­o­nale CO2-Hysterie“ ab.

CDU/CSU
Die CDU/CSU bezeichnet den Binnen­markt als „ent­schei­dende Säule unseres wirt­schaft­li­chen Erfolgs“. Sie setzt sich für die Stärkung des euro­pä­i­schen Standorts für Industrie und Mittel­stand ein und betont den Zugang zu sicherer und bezahl­barer Energie. Zudem will die Union mit einer Wett­be­werbss­tra­tegie unter­neh­me­ri­sches Handeln erleich­tern.

SPD
Die SPD betont die Bedeutung des Euro­pä­i­schen Binnen­marktes als das „Rückgrat der wirt­schaft­li­chen Entwick­lung“. Um Europa als attrak­tiven Standort zu erhalten, brauche es einen „wirt­schafts- und indus­trie­po­li­ti­schen Aufbruch“. Dieser soll dazu beitragen, Zukunfts­tech­no­lo­gien „Made in Europe“ zu fördern.

FDP
Die FDP setzt auf ein „markt­wirt­schaft­li­cheres“ Europa. Das sieht sie vor allem in einer „Schär­fung der Prin­zi­pien der Sozialen Markt­wirt­schaft, mehr Frei­handel mit der Freien Welt, Abbau von Subven­tions- und Vertei­di­gungs­me­cha­nismen und Voll­en­dung des Digital- und des Energie-Binnen­marktes“.

Bündnis 90 / Die Grünen
Die Grünen wollen den „gemein­samen Regu­lie­rungs­rahmen“ für Unter­nehmen in der EU stärken, um „unfaire Vorteile“ zu meiden. Das „New Compe­ti­tion Tool“ soll wieder­be­lebt, das „EU-Wett­be­werbs­recht verschärft“ werden. China und USA soll eine „aktive Wirt­schafts- und Indus­trie­po­litik“ entge­gen­ge­setzt werden.

Die Linke
Der Markt soll grenz­über­grei­fend geregelt, das „Korsett des EU-Binnen­marktes“ gelockert werden, um eine „Sozial­union“ zu etablieren. Es brauche eine „soziale Fort­s­chritts­klausel“, um „sozialen Grund­rechten“ den Vorrang vor der Binnen­markt­frei­heit zu sichern.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Das BSW plädiert für ein „selbst­be­wusstes Europa souve­räner Demo­kra­tien“, die einen einheit­li­chen Binnen­markt nicht durch die „Zen­tra­li­sie­rung von Macht bei der EU-Kommis­sion“ schaffen, sondern durch Koope­ra­tion. Um Diskri­mi­nie­rung im Binnen­markt zu verhin­dern, setzt die Partei auf eine Reform des EU-Beihil­fe­rechts.

AfD
Die AfD sieht eine „Zusam­me­n­a­r­beit auf Wohl­stands­meh­rung innerhalb eines gemein­samen Marktes“ mit souve­ränen Nati­o­nal­staaten. Sie spricht sich für eine „Zoll­union“ und eine „gemein­same Handels­po­litik“ aus, bei der die Gemein­schaft den „unein­ge­schränkten wech­sel­sei­tigen Markt­zu­gang“ gewähr­leistet.

CDU/CSU
Die Union will eine euro­pä­i­sche Pfle­ge­stra­tegie entwi­ckeln. Verbes­serte Netzwerke und Struk­turen sollen für mehr Austausch sorgen und Pfle­ge­kräfte gewinnen. Zudem sieht die Partei eine euro­pä­i­sche Gesund­heits­union vor, die Wissen und Inno­va­ti­onen ermög­licht und austauscht. Ziel ist eine Euro­pä­i­sche Pati­en­te­n­akte.

SPD
Durch ein soziales Fort­s­chritts­pro­to­koll soll der Aufbau einer „euro­pä­i­schen Sozial­union“ statt­finden. Dazu sei die Einfüh­rung gemein­samer Mindest­stan­dards für Grund­si­che­rungs­sys­teme zentral. Zudem plädiert die SPD für einen Schutz gegen Kinder­armut, einen euro­pä­i­schen Behin­der­te­n­aus­weis für mehr Chan­cen­gleich­heit und bezahl­baren Wohnraum.

FDP
Jeder Mitglied­s­taat sollte selbst über seine Arbeits­markt- und Sozi­al­po­litik entscheiden. Die EU sollte nur bei grenz­über­schrei­tenden Fällen tätig werden, die den Binnen­markt oder die Frei­zü­gig­keit betreffen.

Bündnis 90 / Die Grünen
Eine soziale Fort­s­chritts­klausel soll die nati­o­nalen „Hand­lungs­spiel­räume in der Arbeits- und Sozi­al­po­litik“ sichern und den Staaten „Rechts­si­cher­heit“ gewähr­leisten. BSW plädiert für eine gerechte Vertei­lung, eine Besteu­e­rung der Super­rei­chen. Die Daseins­vor­sorge soll in der „öffent­li­chen Hand“ liegen.

Die Linke
Die Partei fordert „euro­pä­i­sche Mindest­stan­dards“, wie ein euro­pä­i­sches Minde­st­ein­kommen, Erwerbs­lo­sen­ver­si­che­rung, Minde­st­rente und Kinder­grund­si­che­rung. Zudem plädiert sie für mehr öffent­li­chen Raum, eine Verstaat­li­chung des Gesund­heits­we­sens und Ausbau des sozialen Wohnraums.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Eine soziale Fort­s­chritts­klausel soll die nati­o­nalen „Hand­lungs­spiel­räume in der Arbeits- und Sozi­al­po­litik“ sichern und den Staaten „Rechts­si­cher­heit“ gewähr­leisten. BSW plädiert für eine gerechte Vertei­lung, eine Besteu­e­rung der Super­rei­chen. Die Daseins­vor­sorge soll in der „öffent­li­chen Hand“ liegen.

AfD
Die AfD spricht sich gegen eine EU-Sozial­union aus, somit auch gegen die Mindest­stan­dards. EU-Ausländer sollen erst Sozi­al­leis­tungen bekommen, wenn sie „zehn Jahre Steuern und Sozi­a­l­ver­si­che­rungs­bei­träge“ bezahlt haben. Die AfD bekennt sich „zum klas­si­schen Leitbild der Familie“.

CDU/CSU
Durch einen „sofor­tigen Belas­tungs­stopp für neue und laufende EU-Initia­tiven“ will die Union die „Über­re­gu­lie­rung der Wirt­schaft beenden“. Erreicht werden soll das mit dem „One in, two out“-Prinzip – für jede neue belas­tende Regelung werden zwei alte abge­schafft. Außerdem soll ein unab­hän­giger euro­pä­i­scher Normen­kon­trollrat entstehen.

SPD
Die Sozi­al­de­mo­kraten möchten die „Qualität von EU-Regu­lie­rungen“ verbes­sern, Planungs­pro­zesse beschleu­nigen. Dabei soll Büro­kratie abgebaut werden, ohne dass dies zu „nied­ri­geren Sozial, Umwelt- oder Sicher­heits­s­tan­dards“ führt.

FDP
Laut FDP muss „Europa einfacher werden“. Sie möchte die Betei­li­gung von Bürge­rinnen und Bürgern stärken, indem „trans­pa­rente und zügige Entschei­dungen, digitale Betei­li­gungs­mög­lich­keiten und Service­an­ge­bote sowie ein mutiger Abbau von Regu­lie­rung und Büro­kratie“ geschaffen werden.

Bündnis 90 / Die Grünen
Die Grünen sehen den Büro­kra­tie­abbau in der Digi­ta­li­sie­rung der Verwal­tung. Demnach „können Behör­den­gänge entfallen, Date­n­aus­tausch auto­ma­ti­siert und Anträge leichter gestellt werden“, die Schrift­for­m­er­for­dernis soll weit­ge­hend abge­schafft werden.

Die Linke
Die Partei beschäf­tigt sich in ihrem Euro­pa­wahl­pro­gramm nicht mit dem Büro­kra­tie­abbau.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Zum Thema Büro­kra­tie­abbau findet sich im Euro­pa­wahl­pro­gramm des BSW eine einzige Bemerkung: „Wir wollen die Flut an büro­kra­ti­schen Über­griffen auf Unter­nehmen und Bürger stoppen“.

AfD
Die poli­ti­schen Entschei­dungs­träger hätten die EU zu einem „mon­s­trösen Behörden- und Verwal­tungs­ap­parat „auf­ge­bläht“. Diesen gelte es laut AfD zu verklei­nern. Die Kritik der Partei beruft sich an dieser Stelle auf die Kosten von EU-Mita­r­bei­tenden.

CDU/CSU
Die Unions­par­teien betonen, dass Deut­sch­land und die EU auf Fach­kräfte aus dem Ausland, „die bei uns arbeiten und mit anpacken wollen“, nicht verzichten können. Um die Zuwan­de­rung quali­fi­zierter Fach­kräfte zu erleich­tern, sollen Verfahren digi­ta­li­siert und Arbeits­visa schnell erteilt werden.

SPD
Im Bereich des Arbeits­marktes spricht die SPD davon, das „Poten­zial von inlän­di­schen Fach­kräften“ besser zu nutzen und in Weiter­bil­dung zu inves­tieren. Gleich­zeitig unter­stützt die Partei eine gezielte Anwerbung von nicht-euro­pä­i­schen Fach­kräften. „Maß­nahmen der Inte­gra­tion und gute Perspek­tiven“ seien an der Stelle zentral.

FDP
Die FDP fordert eine „EU-Strategie für die Fach­kräf­te­ge­win­nung“. Dafür möchte die Partei zum einen die Blue Card auch auf nicht­aka­de­mi­sche Fach­kräfte ausweiten und die „Min­dest­ge­halts­grenze“ senken. Zum anderen soll ein kriti­te­ri­en­ba­siertes Punk­te­system nach kana­di­schem Vorbild einge­führt werden.

Bündnis 90 / Die Grünen
Neben einer EU-Fach­kräf­te­s­tra­tegie fordert die Partei eine „femi­nis­ti­sche Wirt­schafts- und Arbeits­markt­po­litik“. Die Blue Card soll ausge­weitet und „guter Arbeits- und Gesund­heits­schutz“ imple­men­tiert werden. Zusätz­lich soll ein Bonus einge­führt werden für Unter­nehmen, die über­durch­schnitt­lich viele Frauen beschäf­tigen.

Die Linke
DIE LINKE schlägt drei Lösungen vor, wie der Fach­kräf­temangel behoben werden könnte: Durch „kürzere Arbeits­zeiten“, „bessere Bezahlung“ und „gute Arbeits­be­din­gungen“ sollen „Man­gel­be­rufe“ wieder attrak­tiver werden. Gefordert sind EU-weite Arbeits­schutz­richt­li­nien zum Schutz vor Stress und körper­li­cher Über­las­tung.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Das BSW lehnt „Anwer­be­pro­gramme in Ländern des globales Südens“ ab. Damit fördere die EU einen „Brain Drain“ vor Ort. Dem Fach­kräf­temangel soll durch „ver­bes­serte Ausbil­dung und ange­mes­sene Löhne“ begegnet werden. Inter­na­ti­o­nale Part­ner­schaften sollen einen Beitrag zur Bildung in ärmeren Ländern schaffen.

AfD
Die AfD sieht den Fach­kräf­temangel im „rapiden Rückgang von Mehr­kind­fa­mi­lien“ und der „hohen Zahl der Kinder­losen unter den Leis­tungs­trä­gern“ begründet. Als Lösung möchte die AfD die „Erzie­hungs­a­r­beit“ wieder attrak­tiver machen. Sie lehnt die Akade­mi­ker­quote auf EU-Ebene ab und setzt einen Akzent auf duale Studien­gänge.

CDU/CSU
Durch „auf Gegen­sei­tig­keit beruhende Handels­ab­kommen mit gleich­ge­sinnten Partnern“ will die Union Bürgern und Unter­nehmen Zugang zu den Welt­märkten verschaffen, Versor­gungs­si­cher­heit gewähr­leisten und Abhän­gig­keiten redu­zieren. Vertieft werden sollen Abkommen unter anderem mit den USA und Südame­rika.

SPD
Die SPD möchte „umfas­sende Handels- und Inves­ti­ti­ons­ab­kommen“, die „men­schen­recht­liche und ökolo­gi­sche Standards“ mit sich bringen. Des Weiteren spricht sich die Partei dafür aus, „digitale Rechte“ im Handels­ab­kommen zu verankern.

FDP
Die FDP vertritt eine liberale Außen­po­litik. Sie fordert die Wieder­auf­nahme der Gespräche zum „trans­at­lan­ti­schen“ Frei­han­dels­ab­kommen“ und spricht sich für ein „umfas­sendes Frei­han­dels­ab­kommen“ als gene­relles Ziel aus.

Bündnis 90 / Die Grünen
Die Grünen wollen „Han­dels­in­stru­mente neu ausrichten“. So sollen in künftigen Abkommen „Nach­hal­tig­keits­ziele“ und „Men­schen­rechte“ verankert und einklagbar werden. Zudem sollen „der digitale Handel von Gütern und Dienst­leis­tungen, geistige Eigen­tums­rechte, Daten­schutz und Netz­neu­tra­lität“ mitbe­dacht werden.

Die Linke
Die Partei spricht sich für „faire Koope­ra­ti­ons­ab­kommen“ aus, die „Kli­ma­schutz­ziele“, „Men­schen­rechte“ und „Ent­wick­lungs­a­r­beit“ zum Ziel haben. Sie lehnt das Mercosur-Abkommen ab, schlägt statt­dessen einen „Part­ner­schafts­ver­trag“ vor, der die „Rechte der Beschäf­tigten“ und den Umwelt­schutz vorsieht.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Das BSW fordert eine „Reform der Handels­po­litik“, es setzt sich „stabile und gerechte Handels­be­zie­hungen“ zum Ziel. Bezie­hungen zwischen EU und Latein­ame­rika sollten auf „Augen­höhe“ laufen, weshalb die Partei das Mercosur-Abkommen ablehnt. Weiterhin möchte das BSW die „Kon­zern­k­la­ge­rechte“ abschaffen.

AfD
Für die euro­pä­i­sche Außen­po­litik zielt die AfD auf den Schutz „hei­mi­scher Industrie“ ab. Sie befür­wortet eine „ver­stärkte Zusam­me­n­a­r­beit“ mit den BRICS-Staaten, den Orga­ni­sa­ti­onen ASEAN und Mercosur. Die „Über­tra­gung von nati­o­nalen Souve­rä­ni­täts­rechten an private Schieds­ge­richte“ lehnt sie ab.

CDU/CSU
Die CDU/CSU lehnt das EU-Liefer­ket­ten­ge­setz in seinem aktuellen Entwurf ab und fordert dies­be­züg­lich eine Erfolgs- und Effi­zi­enz­kon­trolle. Maßnahmen hin zu einem nach­hal­ti­geren Wirt­schafts­mo­dell müssen laut den Unions­par­teien „pra­xisnah ausge­staltet werden“. Sie dürfen die „wirt­schaft­liche Dynamik nicht ausbremsen“.

SPD
Die SPD spricht sich für ein „starkes euro­pä­i­sches Liefer­ket­ten­ge­setz“ aus. So möchte sie verhin­dern, dass „Produkte, die durch Zwangs­a­r­beit oder Ausbeu­tung von Mensch und Natur herge­stellt werden, überhaupt in den euro­pä­i­schen Binnen­markt gelangen.

FDP
Die FDP äußert sich mit einer klaren Haltung in ihrem Euro­pa­wahl­pro­gramm zum Gesetz: Sie lehnt eine Verschär­fung des Liefer­ket­ten­ge­setzes durch die EU ab. „Büro­kra­tie­be­las­tungen müssen vermieden, Material- und Tech­no­lo­gie­of­fen­heit gewahrt und protek­tio­nis­ti­sche Regu­lie­rungen verhin­dert werden.“

Bündnis 90 / Die Grünen
Die Partei befür­wortet die „Regu­lie­rung der euro­pä­i­schen Liefer­ketten“; so übernehme die EU „Ver­ant­wor­tung“ dafür, „weltweit effektiv Sozial- und Umwelt­dum­ping zurück­zu­drängen“. Zudem führe die Digi­ta­li­sie­rung auto­ma­tisch bewachter Liefer­ketten zu einem „global gerechten Handel“.

Die Linke
Die LINKE möchte ein „effek­tives euro­pä­i­sches Liefer­ket­ten­ge­setz“, das gegen „Kin­der­a­r­beit“, „Aus­beu­tung“, „Men­schen­rechts­ver­let­zungen“ und „Umwelt­schäden“ vorgeht, mit klaren Regeln für den Finanz­sektor und Pflichten für Unter­nehmen.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Im Wahl­pro­gramm des BSW findet sich kein Kommentar zum Thema Liefer­ket­ten­ge­setz.

AfD
Die AfD bezeichnet das Liefer­ket­ten­ge­setz als „büro­kra­ti­sches Hemmnis“ und lehnt es ohne weitere Ausfüh­rung ab. Sie befür­wortet die Rück­ver­la­ge­rung der Fertigung für Europa in den euro­pä­i­schen Raum, „um regionale, nach­hal­tige und weniger stör­an­fäl­lige Wirt­schafts­kreis­läufe zu entwi­ckeln“.

CDU/CSU
Die Union will irre­gu­läre Zuwan­de­rung stoppen und steht hinter dem EU-Migra­ti­ons­pakt. Frontex müsse zu einer „echten Grenz­po­lizei und Küsten­wache“ werden. Zudem setzt sich die Partei dafür ein, Hilfe in den Herkunfts- und Tran­sit­län­dern zu leisten und „Menschen in ihrer Heimat Lebens­per­spek­tiven zu eröffnen“.

SPD
Im Hinblick auf die euro­pä­i­sche Asyl­po­litik fordert die SPD eine „soli­da­ri­sche Geflüch­te­ten­po­litik“. Für vulne­rable Gruppen, wie zum Beispiel allein reisende Minder­jäh­rige solle beson­derer Schutz gelten. Die vorge­se­hene „Beschleu­ni­gung im Asyl­ver­fahren“ dürfe zudem nicht zu „Rechts­schutzein­schrän­kungen“ führen.

FDP
Laut FDP braucht es eine „gemein­same EU-Asyl­po­litik“. Die Gründe von Einwan­de­rung müssten zudem klar zwischen Asyl, Flucht und wirt­schaft­li­chen Motiven zu unter­scheiden sein. Ferner spricht sie sich für einen „effek­tiven Schutz der EU-Außen­grenzen“ aus. Dafür möchte sie Frontex mit mehr Befug­nissen ausstatten.

Bündnis 90 / Die Grünen
Die Grünen möchten ein gemein­sames Einwan­de­rungs­recht, um „sichere und legale Migra­ti­ons­wege“ zu schaffen. Sie sprechen sich für „unab­hän­gige Rechts­be­ra­tung“ für Geflüch­tete aus, einen euro­pä­i­schen Inte­gra­ti­ons­fonds, der Kommunen unter­stützt, und einen „ver­pflich­tenden Soli­da­ri­täts-
und Verteil­me­cha­nismus“.

Die Linke
Die Partei lehnt eine „Festung Europa“ ab. Sie fordert ein „Asyl als Grund­recht“ und setzt sich für „sichere und legale Flucht­wege“ ein. Frontex sollte in eine „euro­pä­i­sche Rettungs­mis­sion“ umge­wan­delt, „Grenz­kon­trollen“ abge­schafft und ein „Über­wa­chungs­me­cha­nismus“ gegen „Push­backs“ einge­setzt werden.

Bündnis Sarah Wagen­knecht
Das BSW fordert eine „grund­le­gende Reform“ der Flücht­lings­po­litik. Ursachen für Flucht und Migra­ti­onen sollten reduziert und die „illegale Migration“ gestoppt werden. Die Partei setzt sich für ein „rechts­s­taat­li­ches Asyl­ver­fahren“ an den Außen­grenzen ein, um sichere Wege in die EU nicht dem „Schlep­per­wesen“ zu über­lassen.

AfD
Laut AfD sollten die EU-Staaten in der Asyl- und Zuwan­de­rungs­po­litik eigen­ständig agieren können. Das Gemein­same Euro­pä­i­sche Asyl­system müsse dafür aus dem Euro­pä­i­schen Vertrag heraus­ge­nommen werden. Ebenso sei der „EU-Außen­grenz­schutz“ mangel­haft. Der Fokus wird auf „Hilfe vor Ort“ in den Krisen­re­gi­onen gelegt.