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Pforzheimer Abkommen

Mit dem Tarif­schluss 2004 hatten die Tarif­par­teien der M+E-Industrie auch einen Kodex verein­bart, der Wett­be­werbs­fä­hig­keit, Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit und Inves­ti­ti­ons­be­din­gungen für Unter­nehmen in Deut­sch­land stärken sollte. Danach konnte durch Tarifre­ge­lung auf betrieb­li­cher Ebene erstmals von allen Elementen der Tarif­ver­träge abge­wi­chen werden, um Arbeits­plätze oder Standorts zu sichern oder konkrete Inves­ti­ti­onen zu ermög­li­chen.

Foto: Die Verhandlungsführer der Tarifrunde 2004 Dr. Otmar Zwiebelhofer (links), Südwestmetall, und Jörg Hofmann, IG Metall (© Südwestmetall)

Das so genannte „Pforz­heimer Abkommen“ hat sich als Meilen­stein der Tarif­ge­schichte erwiesen, denn es hat die Tarif­au­to­nomie erneuert und die Grundlage für moderne, diffe­ren­zierte Tari­f­ab­sch­lüsse geschaffen. Und das in einer Zeit, in der Deut­sch­land als „kranker Mann Europas“ gesehen wurde und Tarif­ver­träge als haupt­ver­ant­wort­lich für die Krise galten. Gerade deshalb war der Kodex so wichtig: Als konkrete Lösung für die Unter­nehmen, vor allem aber als Signal der Erneu­e­rungs­fä­hig­keit der Tarif­partner aus eigener Kraft.

Dass Tarif­ver­träge heute bei Politik, Öffent­lich­keit und Unter­nehmen wieder als Erfolgs­faktor gelten, hat seine Wurzeln in der damals getrof­fenen Verein­ba­rung. Umso gefähr­li­cher ist die Neigung von Politik, Medien und manchmal auch Tarif­ver­trags­par­teien selbst, immer wieder nach dem Staat zu rufen, statt eigene Lösungen zu finden und sie als solche zu akzep­tieren.

Das „Pforz­heimer Abkommen“ wurde 2008 in den bisher beste­henden Tarif­ver­trag zur Beschäf­ti­gungs­si­che­rung inte­griert und zu einem neuen Tarif­ver­trag zur Beschäf­ti­gungs­si­che­rung und zum Beschäf­ti­gungs­aufbau zusam­men­ge­fasst.