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Umfrage zu Auswirkungen von Krieg und Sanktionen: M+E-Industrie befürchtet dauerhafte Belastungen

Berlin. Die wirt­schaft­li­chen Auswir­kungen des Russland-Ukraine-Krieges sind für die Unter­nehmen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E-Industrie) sehr deutlich zu spüren: 69 Prozent aller Unter­nehmen erwarten Kosten­stei­ge­rungen im Einkauf. Knapp die Hälfte rechnet mit spürbaren Einbußen bei Umsatz und Gewinnen. Dabei konnte jedes dritte Unter­nehmen aufgrund der extremen Unsi­cher­heit noch gar keine Prognose abgeben. Das ergab eine bundes­weite Blitz­um­frage von Gesamt­me­tall unter den Mitglieds­un­ter­nehmen der Arbeit­ge­ber­ver­bände der M+E-Industrie.

Während fast die Hälfte der Unter­nehmen mit russi­schen Kunden bereits ihre Exporte gestoppt hat, ist die Suche nach neuen Liefe­ranten deutlich schwie­riger. Aus Russland, der Ukraine und Belarus kommen viele Rohstoffe und Vorleis­tungen, die in der deutschen M+E-Industrie weiter­ver­a­r­beitet werden. Wenn diese nicht geliefert werden können, ist die gesamte Wert­schöp­fungs­kette gestört. Besonders kritisch ist die Situation bei Eisen und Stahl sowie Metallen. Zudem hängen Produk­ti­ons­s­tätten sehr stark von Ener­gi­e­im­porten aus Russland ab.

Zwei Drittel der Unter­nehmen, die Liefe­rungen aus der betrof­fenen Region erhalten, berichten über Engpässe. 18 Prozent müssen bereits die Produk­tion einschränken. Kurz­fristig ist auch nicht mit alter­na­tiven Lösungen zu rechnen: 38 Prozent der betrof­fenen Unter­nehmen erwarten, ausblei­bende Liefe­rungen schwer bis überhaupt nicht ersetzen zu können. Viele Rohstoffe und Vorleis­tungen waren bereits vor dem Krieg auf den Welt­märkten knapp und haben sich infol­ge­dessen nochmals massiv verteuert.

Die Probleme wirken sich auf die gesamte Branche aus: 20 Prozent aller M+E-Firmen sehen bereits Beein­träch­ti­gungen im globalen Wett­be­werb, jedes dritte Unter­nehmen davon sogar dauerhaft. 23 Prozent sehen sich – über­wie­gend bei einem inten­si­vierten Konflikt – als wirt­schaft­lich gefährdet an. Trotz der hohen Betrof­fen­heit wollen die M+E-Unter­nehmen ihre Beleg­schaften weit über­wie­gend halten, wobei derzeit 20 Prozent mit Kurz­a­r­beit planen müssen.

Gesamt­me­tall-Haupt­ge­schäfts­führer Oliver Zander: „Diese Umfrage ist eine aktuelle Bestands­auf­nahme. Was sich im Falle einer Verschär­fung des Krieges, von weiter­ge­henden Sank­ti­onen oder durch Zweit­run­den­ef­fekte, etwa durch hohe Inflation, an Auswir­kungen ergäbe, ist überhaupt nicht abzusehen. Die Folgen eines Energie- und Rohstof­fem­bargos wären aber definitiv drama­tisch und schon jetzt droht der M+E-Industrie eine massive Kosten­ex­plo­sion und ein erneutes Rezes­si­ons­jahr.“

Unter­stüt­zungs­mög­lich­keiten durch die Politik sehen die Unter­nehmen vor allem beim Abbau von Ener­gie­steuern und -abgaben und bei der Versor­gungs­si­cher­heit im Ener­gie­be­reich.

An der Umfrage haben im Zeitraum von 4. bis 10. März 2022 1.376 Unter­nehmen der Metall- und Elektro-Industrie mit 767.460 Beschäf­tigten teil­ge­nommen. Das sind rund 20 Prozent aller in den Mitglieds­ver­bänden von Gesamt­me­tall orga­ni­sierten Unter­nehmen mit 31 Prozent aller Beschäf­tigten in den Mitglieds­un­ter­nehmen bzw. 19 Prozent aller Beschäf­tigten in der M+E-Industrie insgesamt.