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Ansichtspostkarte der Voßstraße in Richtung Wilhelmplatz, um 1905; © Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Geschichte von Gesamtmetall Historie

134 Jahre Gesamtmetall

Das 20. Jahr­hun­dert gilt gemeinhin als „Jahr­hun­dert der Verbände“ (Theodor Eschen­burg). In diesem Sinne war der „Verband Deutscher Metall­in­dus­tri­eller“, bereits am 19. März 1890 gegründet, schon damals ein Vorreiter.

Die Gründung ging einher mit dem steilen wirt­schaft­li­chen Aufstieg des Deutschen Reichs im letzten Viertel des 19. Jahr­hun­derts. Entschei­dende Impulse dazu lieferte die metall­ver­a­r­bei­tende Industrie. Dabei kam es immer wieder zu sozialen Ausein­an­der­set­zungen. Um sich gegen Streiks wirksamer wehren zu können, wurden deshalb in vielen Indus­trie­zweigen regionale Arbeit­ge­ber­ver­bände gegründet.

Die Politik plante jedoch, Streiks und Aussper­rungen durch Einfüh­rung einer staat­li­chen Zwangs­sch­lich­tung zu beenden – und damit in die Gestal­tung der Arbeits­be­din­gungen hinein­zu­re­gieren. Diesem Ansinnen wollten die metall­in­dus­tri­ellen Arbeit­geber durch die Gründung eines Spit­zen­ver­bandes begegnen. Sie wollten zeigen, dass eine straff koor­di­nierte Strei­k­ab­wehr den Eingriff des Staates über­f­lüssig macht. Hinzu kommt, dass auf Seiten der Gewerk­schaften, die sich nach dem Auslaufen des Sozi­a­lis­ten­ge­setzes 1890 wieder etablieren durften, auch reichs­weite Struk­turen abzeich­neten. Diesen sollte auf Arbeit­ge­ber­seite mit einem Spit­zen­ver­band ein Pendant gegen­über­ge­stellt werden.

Am 19. März 1890 erfolgte die Gründung des Verbandes Deutscher Metall­in­dus­tri­eller als ein Verband der Verbände, zu dem zunächst fünf regionale Verbände (aus Berlin, Braun­schweig, Hannover, Leipzig und Magdeburg) gehörten. Im Verlauf des Jahres schlossen sich fünf weitere Metall­a­r­beit­ge­ber­ver­bände dem neuen Spit­zen­ver­band an.

Das spätere Kern­ge­schäft, die Koor­di­nie­rung der Tarif­po­litik, spielte noch gar keine Rolle. Verhand­lungen mit Gewerk­schaften über Flächen­ta­rif­ver­träge wurden grund­sätz­lich abgelehnt. Erst ab 1906 betei­ligte sich der Gesamt­ver­band an regi­o­nalen Tarif­ver­hand­lungen mit dem Ziel, durch abge­stimmtes Verhalten bessere Ergeb­nisse zu erzielen.

Den neutralen Boden, auf dem beide Seiten zusam­me­n­a­r­beiten konnten, bildete die Bisma­rck­sche Sozi­al­ge­setz­ge­bung. Mit Hilfe ihrer Orga­ni­sa­ti­onen konnten Gewerk­schaften und Arbeit­geber ihre Verant­wor­tung für die Arbeits­be­zie­hungen im Betrieb gegen jeden Eingriff von außen vertei­digen. Das war die Voraus­set­zung für die spätere Tarif­au­to­nomie. Staat­liche Zwangs­sch­lich­tungen waren damit ausge­schaltet.

Um dem Bestreben, die gesamte Metall­in­dus­trie des Deutschen Reichs zu einigen, beson­deren Ausdruck zu verleihen, beschloss die erste Mitglie­der­ver­samm­lung des Verbandes am 9. Juni 1890 in Berlin, dass die Verei­ni­gung fortan den Namen „Gesammt-Verband Deutscher Metall-Indus­tri­eller“ führen sollte.

Der erste „Gesamt­me­tall-Vorsit­zende“ war der Berliner Metall­in­dus­tri­elle Paul Heckmann, Mitin­haber eines Kupfer­wa­lz­werkes. Heckmann beschränkte sich nicht auf seine Tätigkeit als Indus­tri­eller. Er war Ältester der Berliner Kauf­mann­s­chaft und später Vize­prä­si­dent der Handels­kammer von Berlin. Sitz des Verbandes war die Reichs­haupt­stadt Berlin. Die erste Reprä­sen­tanz lag in der Schle­si­schen Straße 25, gegenüber dem Heck­mann­schen Betrieb.

Der Gesamt­ver­band hat seit seiner Gründung immer wieder zukunfts­wei­sende Initia­tiven ergriffen und mit den Unter­nehmen der Metall- und Elektro-Industrie verwirk­licht. Der Aufbau einer privaten Arbeits­ver­mitt­lung in den neunziger Jahren des 19. Jahr­hun­derts für die Verbands­mit­glieder ist hier ebenso zu nennen wie die Förderung der indus­tri­ellen Berufs­aus­bil­dung noch vor dem Ersten Weltkrieg.

Von größter Bedeutung für ganz Deutschland war es, daß sich 1918 Vertreter der Metall­in­dus­trie mit den Gewerk­schaften zusam­men­fanden und sich über die grund­sätz­li­chen Fragen einer Wirt­schafts- und Sozi­a­l­ver­fas­sung Deut­sch­lands verstän­digten.

Sie führten den 8-Stunden-Tag ein, konzi­pierten die Betriebs­ver­fas­sung und bekannten sich zur Tarif­au­to­nomie. Sie schufen die Voraus­set­zung dafür, daß auch in der Weimarer Republik die markt­wirt­schaft­liche Ordnung im wesent­li­chen unan­ge­tastet blieb. Im Zusam­men­spiel mit den Gewerk­schaften wurde das Tarif­system der Weimarer Republik entwi­ckelt und prak­ti­ziert, lange bevor das Wort von der Sozi­al­part­ner­schaft geboren war.

1933 war das schwär­zeste Jahr von Gesamt­me­tall. Die Zerschla­gung der Gewerk­schaften durch die faschis­ti­schen Macht­haber trieb die funk­ti­onslos gewor­denen Arbeit­ge­ber­ver­bände in die Selbst­auf­lö­sung.

Nach dem Ende des Zweiten Welt­krieges waren es nicht zuletzt die wieder­er­stan­denen Arbeit­ge­ber­ver­bände der Metall- und Elektro-Industrie, die sich früh­zeitig für die Einfüh­rung der damals noch heftig umstrit­tenen Sozialen Markt­wirt­schaft einsetzten.

Mit dem Abschluß des ersten Schlich­tungs- und Schied­s­ab­kom­mens zwischen der IG Metall und Gesamt­me­tall im Jahre 1955 erteilten Arbeit­geber und Gewerk­schaften jeder staat­li­chen Einmi­schung in ihre eigen­ver­ant­wort­liche Regelung der Arbeits­be­zie­hungen eine klare Absage.

Am 27. September 1990 wurde dann die deutsche Einheit auch bei den Arbeit­ge­ber­ver­bänden vollzogen, als sich die vier neuge­grün­deten ostdeut­schen Metall-Landes­ver­bände Gesamt­me­tall anschlossen.

Im Jahr 2003 ist Gesamt­me­tall von Köln zurück an den histo­ri­schen Sitz gezogen, nach Berlin-Mitte. Dieser Umzug in ein eigenes Haus erfolgte, um die Inter­essen der Mitglieder gegenüber Politik, Öffent­lich­keit und anderen Verbänden besser wahr­nehmen zu können.

2005 hat sich Gesamt­me­tall mit einer Satzungs­än­de­rung auch für Verbände ohne Tarif­bin­dung geöffnet. Der neue Name – „Gesamt­me­tall – die Arbeit­ge­ber­ver­bände der Metall- und Elektro-Industrie“ – spiegelt dieses Selbst­ver­ständnis wider.

Am 19. März 2015 wurde Gesamt­me­tall 125 Jahre alt und hat dies am 12. Juni mit einem großen Festakt in Berlin in Anwe­sen­heit von Bundes­prä­si­dent Joachim Gauck gefeiert.

Verbandsgeschichte

  • 1890

    Der „Verband Deutscher Metallindustrieller“ wird in Berlin als ein Verband der Verbände gegründet. Das spätere Kerngeschäft, die Koordinierung der Tarifpolitik, spielte zunächst keine Rolle. Der erste „Gesamtmetall-Vorsitzende“ nach der Gründung am 19. März war der Berliner Metallindustrielle Paul Heckmann. Die Verbandsrepräsentanz lag in der Schlesischen Straße, gegenüber dem Heckmannschen Betrieb. In seine Amtszeit bis 1910 fiel vor allem das Werben um die Gründung und den Anschluss von regionalen Mitgliedsverbänden, die ursprünglich zur Streikabwehr entstanden waren, an den nationalen Spitzenverband.

  • 1891

    Einen ersten verbindlichen Rahmen von Vorschriften zu den Arbeitsabläufen und zur allgemeinen Sicherheit in den Betrieben bot die „Normal-Arbeitsordnung des Gesamtverbandes. Sie wurde den Betrieben der Mitgliedsverbände zur Einführung empfohlen. Damals wurden die meisten Arbeitsschritte im Betrieb selbst ausgeführt.

  • 1911

    Anton von Rieppel war einer der Gründungsväter des MAN-Konzerns und führte den Verband von 1911 bis 1919 durch die schwere Zeit des Ersten Weltkrieges. Für ihn hatten nur große und feste Organisationen genug Schlagkraft zur Interessendurchsetzung. Er setzte die Einigungsarbeit konsequent fort und initiierte die Gründung von Landesverbänden. In seine Amtszeit fiel auch das Stinnes-Legien-Abkommen 1918, welches die Grundlagen des Flächentarifvertragssystems legte.

  • 1918

    Mit dem Stinnes-Legien-Abkommen verständigten sich Vertreter der Metallindustrie mit den Gewerkschaften über die grundsätzlichen Fragen einer Wirtschafts- und Sozialverfassung in der Weimarer Republik.

  • 1920

    Eine prägende Gestalt der erschütterungsreichen Weimarer Republik – Ernst von Borsig setzte sozialpolitische Maßstäbe und engagierte sich für eine fundierte Berufsausbildung, die heute als Vorbild gilt: „Die Ausbildung muss auf eine Höhe gebracht werden, die es ermöglicht, einen Qualitätsarbeiter heranzuziehen, der mithelfen kann, den Ruf deutscher Arbeit im Ausland Geltung zu verschaffen und ihn zu erhalten.“ Seine Amtszeit dauerte bis 1933.

  • 1933

    Die Tarifautonomie hatte in der staatlich gelenkten und gleichgeschalteten Wirtschaft des Dritten Reichs keinen Platz. Bis zum 13. Dezember 1933 amtierte Rudolf Blohm, Mitinhaber der Werft Blohm & Voss, als kommissarischer Vorsitzender des Verbandes. Er leitete jene Mitgliederversammlung, in welcher der einstimmige Auflösungsbeschluss unter dem massiven Druck der Nationalsozialisten gefasst wurde.

  • 1949

    Die Tarifautonomie von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden wird im Grundgesetz festgeschrieben. Gesamtmetall wurde am 25. März (wieder) gegründet, der Neuaufbau verbandlicher Strukturen beginnt. Die Wiedergründung des Gesamtverbandes und das Aufleben des Tarifwesens im Wirtschaftswunder sind eng verknüpft mit dem Namen Hans Bilstein. Der sauerländische Automobilzulieferer war auch Verhandlungsführer beim Abschluss des ersten Schlichtungs- und Schiedsabkommens mit der IG Metall 1955: Jeder staatlichen Einmischung in die eigenverantwortliche Regelung der Arbeitsbeziehungen wurde eine Absage erteilt. Seine Amtszeit währte bis 1959.

  • 1953

    Als Ausdruck sozialpolitischer Solidarität unter den Unternehmen wird die Gefahrengemeinschaft zur gegenseitigen finanziellen Unterstützung bei der Abwehr von Streiks gegründet.

  • 1955

    Der Abschluss des ersten Schlichtungs- und Schiedsabkommens mit der IG Metall erteilte jeder staatlichen Einmischung in die eigenverantwortliche Regelung der Arbeitsbeziehungen eine klare Absage.

  • 1958

    Mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft intensivierte sich die Kooperation der Metallarbeitgeberverbände. Dem Comité des Liason des Industries Metaliques Europeenes tritt auch Gesamtmetall bei.

  • 1959

    Bei der Wahl von Dr.-Ing. Ludwig Caemmerer zum Vorsitzenden war absehbar, dass dieser die Aufgabe wegen seines Alters nur für eine kurze Zeit innehaben würde. Er setzte den von Hans Bilstein eingeschlagenen Weg sozialpartnerschaftlicher Verständigung fort und forcierte die Reform der innerverbandlichen Organisation und Meinungsbildung, vor allem durch die Verstärkung der tarifpolitischen Koordination durch Gesamtmetall. Er amtierte bis 1961.

  • 1961

    Mit dem Amtsantritt des niederrheinischen Maschinenfabrikanten Herbert van Hüllen fand nicht nur ein Generationswechsel statt. Mit dem zunehmend unruhigen sozialpolitischen Klima erweitern sich auch die Schwerpunkte von Gesamtmetall, um „ein einheitliches Vorgehen der Mitgliedsverbände in allen Fragen von allgemeinem Interesse zu sichern“, wie es in der Satzung hieß. Die Geschäftsstelle wurde ausgebaut. Herbert van Hüllen stand bis 1976 an der Spitze von Gesamtmetall.

  • 1962

    Unternehmen sind nur dann erfolgreich, wenn sie ihre Produktionsmethoden ständig modernisieren. Deshalb gründete die Mitgliederversammlung von Gesamtmetall 1962 das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. (ifaa). Es entwickelt praxisgerechte Lösungen für eine wettbewerbsfähige Arbeits- und Betriebsorganisation.

  • 1977

    Mit Dr. Wolfram Thiele stand wieder ein MAN-Vorstand, aber erstmals ein Präsident an der Spitze. Die Mitgliederversammlung hatte die Bildung eines Präsidiums beschlossen. Seine Amtszeit bis 1985 war geprägt von einer Achterbahnfahrt: Extrem hohen Wachstumsraten folgten Jahre mit sinkender Produktion. Auch der Verteilungskonflikt mit der IG Metall erhielt durch die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche eine neue Qualität.

  • 1984

    Der sogenannte Leber-Kompromiss von 1984 bot den Unternehmen erstmals die Möglichkeit, ihr Arbeitszeitvolumen zu variieren und modernen Produktionsstrukturen gerecht zu werden. Der Kompromiss basierte auf dem „Tausch“: Weniger Wochenarbeitszeit gegen mehr Flexibilität.

  • 1985

    Das Thema Arbeitszeit konnte erst in der Präsidentschaft von Dr. Werner Stumpfe (bis 1992), Vorstand der Mannesmann Demag AG, befriedet werden: Die Wochenarbeitszeit wurde mit Lohnausgleich weiter verkürzt, im Gegenzug wurde die Arbeitszeitgestaltung spürbar flexibilisiert. Mit der Wiedervereinigung rückte der Neuaufbau von Verbandsstrukturen in Ostdeutschland in den Fokus.

  • 27.09.1990

    Die vier neu gegründeten ostdeutschen Metall-Landesverbände schließen sich Gesamtmetall an. Damit wurde die deutsche Einheit auch bei den Arbeitgeberverbänden vollzogen.

  • 1992

    Mit Dr. Hans-Joachim Gottschol, geschäftsführender Gesellschafter der Gottschol-Aluminium GmbH in Ennepetal im südlichen Ruhrgebiet, übernahm wieder ein Mittelständler bis 1996 die Verbandsführung. In die schwierige wirtschaftliche und tarifpolitische Zeit der Nachwendejahre fiel auch die Debatte um die Rückkehr des Verbandes von Köln nach Berlin.

  • 1996

    In Personalunion von Ehren- und Hauptamt hat Dr. Werner Stumpfe den Verband zum zweiten Mal bis 2000 und in einer kritischen Phase gelenkt. Mit bundesweiten Strukturen von Verbänden ohne Tarifbindung wurde die Möglichkeit geschaffen, Firmen zu halten, die sich sonst komplett verabschiedet hätten. Gleichzeitig legte er mit der angebotenen „Neuen Partnerschaft“ die Grundlage für einen konstruktiveren Dialog mit der IG Metall.

  • 2000

    Für den mittelständischen Wäschereitechnik-Unternehmer Martin Kannegiesser aus dem westfälischen Vlotho galt es, die betriebliche Wirklichkeit in allen Facetten auf den Flächentarifvertrag zu übertragen – nicht umgekehrt. In seine Amtszeit bis 2012 fielen mit der Gründung der MetallRente, dem ERA-Tarifvertrag und Pforzheimer Abkommen, dem flexiblen Renten-Übergang und dem Krisentarifvertrag wegweisende Entscheidungen.

  • 2001

    Das von den Sozialpartnern getragene Branchenversorgungswerk MetallRente wird gegründet und entwickelt sich binnen kurzem zur größten Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Bereits zur Jahrhundertwende 1900 beschäftigte sich der Gesamtverband mit dem Thema Altersvorsorge: Überlegt wurde, für alle M+E-Mitarbeiter eine Lebensversicherung sowie eine gemeinsame Pensions- und Unterstützungskasse anzubieten – zu vorteilhaften Großkunden-Tarifen.

  • 2002

    Die Lohnrahmentarifverträge für Arbeiter und die Gehaltsrahmentarifverträge für Angestellte werden zu einem gemeinsam geltenden Entgeltrahmentarifvertrag (Fachsprache: ERA) zusammengeführt.

  • 2003

    Nach fast 50 Jahren in Köln zog der Verband nach Berlin um – an den Ort der einstigen Gründung. Am Potsdamer Platz wird ein neues Gebäude auf historischem Boden bezogen.

  • 25.02.2004

    Mit dem richtungweisenden Pforzheimer Abkommen wurde der Flächentarifvertrag modernisiert und flexibilisiert. Überbetriebliche Notwendigkeiten können einfacher in Einklang gebracht werden.

  • 2010

    Der Krisentarifabschluss zeigte die besondere Verantwortung der Sozialpartner. In der bis dahin größten Rezession der Nachkriegsgeschichte wurden mehr als 800.000 Arbeitsplätze gesichert und die Realeinkommen stabilisiert.

  • 2012

    Für den geschäftsführenden Gesellschafter der Prominent GmbH in Heidelberg, Dr. Rainer Dulger, waren die Bewahrung der Flexibilität der M+E-Unternehmen und die Modernisierung des Flächentarifvertrags wichtige Anliegen. Seine Amtszeit bis 2020 prägten lange Jahre wirtschaftlicher Prosperität. Erstmals seit der Wiedervereinigung wurde 2018 die Marke von vier Millionen M+E-Beschäftigten wieder übertroffen. Erst der Beginn der Corona-Krise brachte diese Entwicklung zum Stillstand.

  • 19.03.2015

    Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wird 125 Jahre alt und feiert dies mit einem großen Festakt in Berlin in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck.

  • 2018

    30 Jahre mobile Berufsinformation: Mehr als sechseinhalb Millionen Besucher, die meisten davon Schülerinnen und Schüler, haben seit 1988 die InfoMobile und InfoTrucks der Metall- und Elektro-Industrie besucht.

  • 15.11.2018

    100 Jahre Stinnes-Legien-Abkommen: Mit der wegweisenden Einigung erkannten sich Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften gegenseitig an – die eigentliche Geburtsstunde des heutigen Tarifsystems und der Tarifautonomie.

  • 26.11.2020

    Seit dem 26. November 2020 ist Dr. Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender des Automobilzulieferers ElringKlinger AG, Präsident von Gesamtmetall. Der mittelständische Unternehmer ist bereits seit langem ehrenamtlich in den M+E-Verbänden engagiert und war zuvor Vorsitzender von Südwestmetall. Zudem ist er Mitglied im Vorstand des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

  • 2020

    Die Corona-Pandemie stellte die Tarifrunde 2020 unter besondere Herausforderungen. Am Ende konnte ein Lösungsansatz für die aktuellen Probleme, wie Kurzarbeit und Kinderbetreuung im Lockdown, gefunden werden – und zwar ohne nennenswerte Mehrkosten für die Betriebe und mit Planungssicherheit für die Beschäftigten.

  • 01.06.2021

    In Berlin/Brandenburg und Sachsen wird erstmals eine Öffnung für Betriebe zur Angleichung der Arbeitszeit in Ost und West vereinbart. Die Betriebe können damit freiwillig unter Vereinbarung einer Kompensation die Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden absenken.

  • 2023

    Welche politischen Konzepte gibt es, um die Soziale Marktwirtschaft zu stärken, unser Land zu modernisieren und wettbewerbsfähig für die Zukunft zu gestalten? Das war das Thema des ersten Tags der Metall- und Elektro-Industrie – mit viel politischer Prominenz. Die neue Veranstaltungsreihe soll künftig jedes Jahr stattfinden.

Ahnengalerie

Die meisten Bilder stammen aus der Chronik „100 Jahre Gesamt­me­tall“ von Luitwin Mallmann (1990). Das Foto von Anton von Rieppel ist aus dem histo­ri­schen Archiv der MAN AG Augsburg, das Foto von Ernst von Borsig von ullstein bild – Süddeut­sche Zeitung Photo/Scherl.

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Paul Heckmann

1890 – 1910: Paul Heckmann

Mitinhaber eines Kupferwalzwerkes

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Anton von Rieppel

1911 – 1919: Anton von Rieppel

MAN

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Ernst von Borsig

1920 – 1933: Ernst von Borsig

Borsigwerke

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Rudolf Blohm

1933: Rudolf Blohm

(Komm. Vors.) Blohm und Voss

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Hans Bilstein

1949 – 1959: Hans Bilstein

August Bilstein

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Ludwig Caemmerer

1959 – 1961: Dr. Ludwig Caemmerer

Hilger AG

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Herbert van Hüllen

1961 – 1976: Herbert van Hüllen

Becker und van Hüllen

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Wolfram Thiele

1977 – 1985: Dr. Wolfram Thiele

MAN Gutehoffnungshütte AG

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Werner Stumpfe

1985 – 1991: Dr. Werner Stumpfe

Mannesmann Demag AG

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Hans-Joachim Gottschol

1992 – 1996: Dr. Hans-Joachim Gottschol

Gottschol Aluminium GmbH

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Werner Stumpfe

1996 – 2000: Dr. Werner Stumpfe

geschäftsführender Präsident

Ahnengalerie: Martin Kannegießer

2000 – 2012: Martin Kannegiesser

Herbert Kannegiesser GmbH

Gesamtmetall-Ehrenpräsident Dr. Rainer Dulger / Foto © Bernd Lammel

2012 – 2020: Dr. Rainer Dulger

ProMinent GmbH

seit 2020: Dr. Stefan Wolf

vormals ElringKlinger AG

1890: Julius Rose
1891 – 1894: Bobertag
1895 – 1897: Dr. Max Vosberg-Rekow

Keine Fotos vorhanden

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Karl Grabenstedt

1904 – 1928: Dr. Karl Grabenstedt

Gesamtmetall-Ahengalerie: Dr. Heinz Lotz

1928 – 1933: Dr. Heinz Lotz

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Wilhelm Heider

1949 – 1954: Wilhelm Heider

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Max Ihn

1954 – 1957: Max Ihn

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Otto Vielhaber

1957 – 1958: Dr. Otto Vielhaber

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Günther Wieland

1958 – 1968: Günther Wieland

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Dieter Kirchner

1968 – 1996: Dr. Dieter Kirchner

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Werner Stumpfe

1996 – 2000: Dr. Werner Stumpfe

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Hans Werner Busch

2000 – 2005: Dr. Hans Werner Busch

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Heike Maria Kunstmann

2005 – 2008: Dr. Heike Maria Kunstmann

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Dr. Ulrich Brocker

2008 – 2010: Dr. Ulrich Brocker

Gesamtmetall-Ahnengalerie: Gabriele Sons

2010 – 2012: Gabriele Sons

seit 2013: Oliver Zander

Die Voßstraße 16

Als am 19. März 1890, einen Tag vor Bismarcks Rücktritt, der „Verband Deutscher Metall­in­dus­tri­eller“ in Berlin gegründet wurde, befanden sich die Eigen­tümer der Voßstraße 16 auf einer Reise in Rom. Damals ahnte noch niemand, dass Verband, Adresse und in gewisser Weise auch die Nach­fahren der ehema­ligen Besitzer über hundert Jahre später, nach einschnei­denden welt­his­to­ri­schen Ereig­nissen, zusam­men­kommen würden.

Rund 20 Jahre vor der Verbands­grün­dung wurde das Deutsche Kaiser­reich prokla­miert, und damit beginnt auch die Geschichte des Grund­s­tücks. Ungefähr in den heutigen Grenzen erscheint es erstmals in einem Plan der Deutschen Bau-Gesell­schaft von 1871, der den Bau einer „Neuen Strasse“ im Regie­rungs­viertel zwischen der Wilhelm­straße und König­grät­zer­straße (heute: Ebert­straße), auf dem ehema­ligen Voß’schen Gelände vorsah.

Am 22. April 1872 erwarb der Privat­ban­kier Friedrich Meyer (1820-1881) das Grund­s­tück Nr. 16 (zuerst als 15, dann 15a gezählt) und ließ darauf im Stil der italie­ni­schen Neore­nais­sance eine Villa errichten. Der Einzug der Familie und des Bank­hauses E. J. Meyer erfolgte 1875.

Das Erbe des Bankiers übernahm sein Sohn, der Germanist Richard M. Meyer (1860-1914). Er und seine Frau Estella (1870-1942) führten ein gesel­liges und künst­le­ri­sches „offenes Haus“, in dem – Ange­hö­rige des Hochadels ausge­nommen – regel­mäßig Reprä­sen­tanten aus Wirt­schaft, Wissen­schaft und Kultur verkehrten. 1914 erlitt diese Blüte der Gesel­lig­keit mit Meyers Tod einen jähen Einbruch.

Das für die Vertreter der Metall­in­dus­trie zukunfts­wei­sende Jahr 1918 brachte für die Familie den allmäh­li­chen Nieder­gang: ein Sohn fiel vor Verdun, die Nach­wir­kungen des Ersten Welt­kriegs, Rezession und Inflation in den 1920er Jahren bedeu­teten erheb­liche Einbußen für das vormals immense Vermögen, mehr und mehr Partien des Hauses wurden vermietet.

Die Macht­er­grei­fung durch die Nati­o­nal­so­zi­a­listen führte noch 1933 zur Selbst­auf­lö­sung des Arbeit­ge­ber­ver­bandes, bedeutete aber für die Familie erst den Anfang der Repres­si­onen: Bereits 1936 wurden Meyers zum Verkauf des Grund­s­tücks gezwungen, da die gesamte Nordseite der Voßstraße dem Neubau der Reichs­kanzlei weichen musste. Als eines der letzten Gebäude wurde die Meyer’­sche Villa 1938 abge­rissen. Doch auch von der 1939 einge­weihten Neuen Reichs­kanzlei blieben nach Kriegs­ende nur Ruinen – Meyers über­lebten die Juden­ver­fol­gung in Berlin, mussten nach Kriegs­ende mehrere Jahre in Flücht­lings­la­gern verbringen und ließen sich schließ­lich in Hessen nieder.

Berlins alte Mitte mit dem Regie­rungs­viertel fand sich im sowje­ti­schen Sektor. Die restliche Bausub­stanz von Alter und Neuer Reichs­kanzlei wurde abge­tragen, 1959 das gesamte Gelände einge­ebnet und die Stahl­be­tontrümmer und Bunke­r­an­lagen durch einen „Hügel“ übererdet, der nach dem Bau der Mauer 1961 im so genannten „Todes­streifen“ lag. Wo einst das Macht­zen­trum des Deutschen Reiches gewesen war, befand sich nun ein Vakuum.

Im November 1989 wurde die Mauer an der Leipziger Straße geöffnet, wenige hundert Meter von der einstigen Voßstraße Nr. 16 entfernt. Das aus den Akten der 1930er Jahre rekon­stru­ier­bare Grund­s­tück wurde 1999 an die Erben­ge­mein­schaft Meyer zurück­ge­geben und von dieser an die Züblin Projekt­ent­wick­lung verkauft. Der Arbeit­ge­ber­ver­band Gesamt­me­tall erwarb das noch im Bau befind­liche Objekt und bezog es im Herbst 2003. Die „Villa Voß“ knüpft in vielerlei Hinsicht – nicht nur in der Namens­ge­bung – an eine Tradition an, die 70 Jahre zuvor gewaltsam zerstört worden ist. Die Nummer 16 befindet sich erneut in einer exklu­siven und politisch zentralen Lage.

Mit dem neuen Verbands­sitz, gleich neben dem Potsdamer Platz und nur wenige Minuten vom Bran­den­burger Tor entfernt, ist Gesamt­me­tall an seinen histo­ri­schen Grün­dungsort zurück­ge­kehrt:

„Es ist aber weniger die Erin­ne­rung an die Vergan­gen­heit als vielmehr die Gestal­tung der Zukunft, die uns antreibt und uns den Weg nach Berlin gewiesen hat. Die räumliche Nähe zu den anderen Spit­zen­ver­bänden, zu den Schalt­stellen der Politik und zu den Medien der Haupt­stadt wird wieder herge­stellt. Auf diesen kurzen Wegen ist der unkom­pli­zierte und rasche Austausch der Ideen und Gedanken möglich, der für eine effektive Arbeit unseres Verbandes uner­läss­lich ist.“
(Martin Kanne­giesser, Ehren­prä­si­dent von Gesamt­me­tall, anläss­lich der Einwei­hungs­feier 2003)

Aus dem Architekturführer „Gesamtmetall Villa Voß Berlin“ von Cornelia Dörries

„Wo einst die Villa Voß, die namens­ge­bend für die Straße war, stand, erhebt sich nun ein Büro­ge­bäude, das den Arbeit­ge­ber­ver­band Gesamt­me­tall beher­bergt. Entworfen wurde es vom Berliner Archi­tekten Walter A. Noebel, der durch geschickte Vor- und Rück­sprünge Terrassen und Erker für die Geschäfts­räume entstehen ließ. Der kleine Garten hinter dem Gebäude dient nicht nur als Ort der Ruhe, hier finden auch Veran­stal­tungen statt. Gesamt­me­tall hat mit diesem schlichten Gebäude seinen Platz im Zentrum Berlins gefunden.“