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Karriere bei Gesamtmetall: Abteilungsleiter

7 Fragen an Stefan Solle

Abteilungsleiter „Internationale Beziehungen“ und des Brüsseler Büros von Gesamtmetall

Welche Aufgaben hat der Leiter des Brüsseler Büros von Gesamtmetall?

Brüssel ist voll von Über­set­zern. Und als Über­setzer zwischen Politik und Wirt­schaft sehe ich mich auch. Wir versuchen, poli­ti­sche Stim­mungen und mögli­cher­weise kommende Gesetz­ge­bung so früh wie möglich zu erkennen, infor­mieren dann unsere Mitglied­s­chaft über relevante Entwick­lungen inklusive einer poli­ti­schen Einord­nung, für die man eine gewisse Erfahrung und vor allem Prozess­wissen zum EU-Gesetz­ge­bungs­ver­fahren braucht. Gemeinsam mit unseren Mitglie­dern entwi­ckeln wir dann unsere Posi­ti­onen und Argumente, die wir dann bei den Entschei­dern vorbringen.

Wie sieht ein typischer Tag im Büro Brüssel aus? Telefonate, Mails oder direkte Gespräche und Veranstaltungen?

Das Schöne an meiner Arbeit ist: dank der Viel­fäl­tig­keit der Aufgaben gibt es den typischen Arbeitstag nicht. Mit ist es wichtig, „meine Haus­auf­gaben“ zu machen, also Gesetz­ge­bungs­vor­schläge, poli­ti­sche Initia­tiven oder Stra­te­gie­pa­piere intensiv durch­zu­a­r­beiten und daraus Schlüsse und Argumente zu ziehen – also klas­si­sche Schreib­tisch­a­r­beit. Zugleich lebt der Job aber auch vom Austausch mit anderen: seien es Kolle­ginnen und Kollegen, Mitglieder, Unter­neh­mens­ver­treter, andere Stake­holder oder poli­ti­sche Entschei­dungs­träger. Das macht meine Arbeit abwechs­lungs­reich.

Wie hat es Sie nach Brüssel verschlagen?

In meinem Auslands­se­mester in Antwerpen habe ich mich intensiv mit der EU beschäf­tigt und mich sehr für die EU begeis­tert. Ein Praktikum bei „meinem“ Thüringer Euro­pa­ab­ge­ord­neten in Brüssel machte den Berufs­wunsch dann klar: der Berufs­ein­stieg als Referent im Euro­pä­i­schen Parlament. Der Einstieg ist mir dann gelungen – wenn auch im Wahl­kreis­büro. Nach ein paar Jahren ergab sich die Chance, für den Verband der Chemi­schen Industrie (VCI) direkt in Brüssel zu arbeiten. Da habe ich sofort zuge­griffen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders gut?

Die Viel­fäl­tig­keit der Aufgaben und der viele Kontakt mit unter­schied­li­chen Stake­hol­dern oder Entschei­dern. Und dass man sich tief in Themen einar­beiten kann und einzelne Dossiers über einen langen Zeitraum betreuen kann. Von den ersten öffent­lich gemachten Ideen in der Kommis­sion bis zur nati­o­nalen Umsetzung vergehen oft fünf Jahre. In so langen Zeit­räumen lernt man viel über die Inhalte und über poli­ti­sche Zusam­men­hänge. Das hatte mir früher im sehr schnell­le­bigen Parla­ments­be­trieb etwas gefehlt.

Brüssel ist weit weg von Berlin. Haben Sie denn Kontakt zu den Kollegen?

Da die Abteilung Inter­na­ti­o­nale Bezie­hungen von Anbeginn räumlich auf Berlin und Brüssel aufge­teilt war, sind Video­kon­fe­renzen für unser Team seit lange vor Corona eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Darüber hinaus bin ich öfters in Berlin, da kann man sich auch mal persön­li­cher austau­schen, auch nach Feier­abend. Ich habe einige Kollegen und Kolle­ginnen in Berlin, die ich als enge Freunde ansehe.

Würden Sie noch mal zu Gesamtmetall gehen?

Der Abschied vom Verband der Chemi­schen Industrie (VCI) fiel mir schwer, ich war sehr gerne dort. Aber ich habe die Entschei­dung keinen Tag bereut, zu Gesamt­me­tall gewech­selt zu haben. Ich arbeite sehr gern hier.

Gibt es für einen Büroleiter in Brüssel auch so etwas wie Privatleben? Und wie schalten Sie ab?

Ich habe eine drei­jäh­rige Tochter. Sie (und meine Partnerin) nehmen mich nach Feier­abend in Beschlag. Und beim Inter­a­gieren und Spielen mit meiner Tochter ist für mich jede EU-Richt­linie erstmal zweit­rangig.


Herz­li­chen Dank für das Gespräch, Herr Solle!