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Karriere bei Gesamtmetall: Referentin für Sozialpolitik

7 Fragen an Julia Vanessa Stahn

Referentin Sozialpolitik in der Abteilung Sozialpolitik und Beauftragte für das Qualitätsmanagement

Was sind die Aufgaben einer Referentin Sozialpolitik bei Gesamtmetall?

Ich werte sozi­al­po­li­ti­sche Geset­zes­vor­haben aus, die in den Minis­te­rien geplant werden und für die Arbeit­geber in der Metall- und Elek­tro­in­dus­trie relevant sind, und bringe uns mit Stel­lung­nahmen zu den Vorhaben ein. Das ist der poli­ti­sche Teil meiner Arbeit.
Die andere Seite der Medaille ist die juris­ti­sche Beratung in arbeits- und sozi­al­recht­li­chen Fragen. Ich bin hier im Dach­ver­band die Ansprech­part­nerin in meinen Themen für die Juristen unserer Mitglieds­ver­bände, die dann wiederum die Unter­nehmen beraten.
Ansonsten kommu­ni­ziere ich viel, bereite Gremien­sit­zungen vor, nehme an Konfe­renzen teil, erstelle Rund­schreiben und Leitfäden.

Schauen Sie als gelernte Juristin bei Gesamtmetall noch in Gesetze? Oder anders gefragt: wieviel Juristin steckt in Ihrer Arbeit?

90 Prozent meiner Arbeit ist juris­tisch. Ich bin auch als Syndi­kus­rechts­an­wältin zuge­lassen, weil ich eigen­ver­ant­wort­lich juris­tisch berate.
Bei der Bewertung von Geset­zes­vor­haben schaue ich genau, was in den Geset­ze­s­ent­würfen steht, vergleiche die geplanten Rege­lungen mit der aktuellen Geset­zes­lage und beste­henden Tarif­ver­trägen.  Dabei unter­suche ich, welche Belas­tungen und Kosten auf die Arbeit­geber zukommen und tausche mich mit den Kolle­ginnen und Kollegen in unseren Mitglieds­ver­bänden zu Rechts­fragen und Umset­zungs­pro­blemen aus. Da ist jede Menge juris­ti­sche Arbeit dabei.

Was mussten Sie als Juristin in einem Verband neu lernen?

Texte schreiben für juris­ti­sche Laien! Und mich dafür in die Perspek­tive von Nicht-Juristen versetzen. Das habe ich im Studium nicht gelernt. Wir haben unsere Webseite und viele Publi­ka­ti­onen. Dafür schreibe ich regel­mäßig.
Ebenfalls neu war die inter­es­sen­ge­lei­tete Haltung, die ich hier einnehme, denn wir betreiben Lobby­a­r­beit für die Arbeit­ge­ber­seite und suchen nach Argu­menten, die diese Seite unter­stützen. Es ist eine typische Anwalts­denk­weise. Vor allem im Refe­ren­da­riat wird einem eher der Rich­ter­beruf beige­bracht, also die Suche nach der „objek­tiven Wahrheit“.
Nicht zuletzt koor­di­niere ich viel und bringe die häufig sehr unter­schied­li­chen Inter­essen und Ansichten unserer Mitglieds­ver­bände zusammen. Das braucht Taktik und Strategie!

Abends zufrieden von der Arbeit nachhause gehen (oder im mobilen Arbeiten den Rechner ausschalten) – was ist für Sie dafür nötig?

Zufrieden macht mich vor allem das Feedback aus den Mitglieds­ver­bänden. Mir macht das Bera­tungs­ge­schäft besonders viel Spaß. Glücklich macht es mich, wenn ich von einer Kollegin oder einem Kollegen aus einem Mitglieds­ver­band eine knifflige, oft dringende Frage gestellt bekommen habe und durch Recherche und Tele­fonate eine gute Lösung finden konnte. Ich bekomme dann eine wert­schät­zende Rück­mel­dung für meine Beratung und merke, ich konnte weiter­helfen. Das ist ein schönes Gefühl.
Im poli­ti­schen Bereich bin ich stolz, wenn ich merke, dass meine Arbeit etwas bewirkt; dass also Themen, die für die Arbeit­geber wichtig sind, berück­sich­tigt und Gesetze entspre­chend geändert werden. So war es am Anfang der Pandemie, als wir uns dafür einge­setzt haben, dass das Kurz­a­r­bei­ter­geld leichter bewilligt wurde, und das Gesetz sowie die nötige Rechts­ver­ord­nung wurden dann entspre­chend unseres Vorschlages in weniger als einem Monat in Kraft gesetzt. Das war ein Riesen­er­folg für Gesamt­me­tall und unsere Mitglieds­ver­bände zum Wohle der Mitglieds­un­ter­nehmen und ihrer Beschäf­tigten.  

Drei Stärken von Gesamtmetall als Arbeitgeber?

Mir ist es sehr wichtig, dass ich hier ein sympa­thi­sches und hilf­rei­ches Netzwerk habe, mit anderen Verbänden und mit Unter­nehmen. Ich kann überall jemanden anspre­chen.
Ganz besonders genieße ich den internen Zusam­men­halt bei Gesamt­me­tall. Ich wollte bei der Arbeit so etwas wie ein zweites Zuhause finden, und das gibt mir der Verband. Ich weiß aus meinem privaten Umfeld, dass dies nicht häufig so ist. Wir machen auch viel nach der Arbeit zusammen und haben interne Veran­stal­tungen, um die Familien der Kollegen zusam­men­zu­bringen. Das finde ich großartig.
Nicht zuletzt schätze ich die Work-Life-Balance bei Gesamt­me­tall. Natürlich gibt es Spit­zen­zeiten, aber im Regelfall kann ich um 18 Uhr die Arbeit beenden. Ich denke es ist schwer, etwas Vergleich­bares zu finden: eine so abwechs­lungs­reiche Arbeit und dennoch Zeit für das Privat­leben.

Haben Sie ein berufliches Ziel oder ein Thema, das Sie gerade besonders interessiert?

Ja, das Sozi­al­part­ner­mo­dell in der Betriebs­rente, bei dem die Arbeit­geber lediglich eine Beitrags­zu­sage abgeben, aber keine Garantien. Gut vorsorgen für das Alter und eine rendi­test­arke Geld­an­lage inter­es­sieren mich persön­lich sehr und treiben mich um. Seit einiger Zeit wird in einem Mitglieds­ver­band an einem Pilot­mo­dell für die Sozi­al­partn­er­rente gear­beitet. Durch den Wegfall der Garantien kann man riskanter anlegen und durch die Masse der Gelder, die man über die Jahre ansammelt, wird es dennoch ein sehr sicheres System, das hohe Betriebs­renten ermög­li­chen kann – so der Gedanke. Das wird bei uns schon lange begleitet und ist auch ein Herzen­spro­jekt von unserer Abteilung.

Wobei schalten Sie im Privaten am besten ab? Lachen, lesen, laufen?

Laufen habe ich gerade für mich entdeckt. Wir haben einen jähr­li­chen Staf­fel­lauf bei Gesamt­me­tall, jetzt habe ich mir gerade eine Grund­fit­ness aufgebaut. Ich hoffe, ich kann sie noch ein wenig erhalten. Sport hilft mit in jedem Fall beim Abschalten. Montags gibt es sogar hier im Büro ein virtu­elles Fitness­trai­ning, das ich mit ein paar Kollegen im Konfe­renz­raum mitmache und von unserem Pres­se­spre­cher gegeben wird. 
Ansonsten gehe ich auch gerne mal nach der Arbeit mit Freunden und Familie etwas trinken. Es ist schließ­lich auch ein großer Vorteil, ein Büro in Berlin-Mitte zu haben! Ich genieße es aber auch, ein paar ruhige Stunden auf Netflix zu verbringen und vor dem Schla­fen­gehen einen Thriller von Sebastian Fitzek zu lesen.


Herz­li­chen Dank für das Gespräch, Frau Stahn!