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Fokusthema: Inflation / Foto © AdobeStock/MichaelJBerlin

Im Fokus Die Inflation und ihre Auswirkungen

Inflation sinkt im Herbst entsprechend der Erwartungen

Mittelfristiger Druck infolge struktureller Faktoren aber weiter hoch – Angebotspolitik zur Überwindung der Stagflation nötig

Die Inflationsrate sank im November weiter auf 3,2% ab, nachdem sie bereits im Oktober auf 3,8% gefallen war. Der Rückgang war etwas stärker als erwartet, basierte aber weiterhin hauptsächlich auf Basiseffekten bei den Energiepreisen (hohes Preisniveau im Vorjahr). Dadurch sind auch die Großhandels- und Produzentenpreise anhaltend rückläufig. Die Preise für Energie und energieintensive Vorleistungen liegen aber weiter deutlich über dem Vorkrisenniveau.

Der Disinflationsprozess gewinnt langsam an Breite. Im Dezember sind umgekehrte Basiseffekten durch die Soforthilfe für Gaskunden im Jahr 2022 zu beachten, welche einen weiteren Rückgang der Inflationsrate statistisch bremsen dürften. Zudem droht sich durch politische Maßnahmen & den (Lohn-)Kostendruck die Disinflation wieder abzuschwächen.

Staatliche Maßnahmen haben die inflationsbedingten Mehrausgaben vor allem bei niedrigen und mittleren Einkommen sowie für Familien überwiegend kompensieren können, wobei sich ein großer Beitrag über die arbeitgeberfinanzierte Inflationsausgleichsprämie ergab. Trotzdem stiegen die Löhne im Q3-2023 mit 6,3% zum Vorjahr weiter sehr dynamisch. Die Kerninflation bleibt infolge dieser Zweitrundeneffekte auf hohem Niveau.

Des Weiteren dürften politische Maßnahmen (u.a. anstehende Erhöhung Lkw-Maut und CO2-Preis, Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz bei Gas und Gastgewerbe sowie Auslaufen der Preisbremsen 2024) die Inflation zum Jahreswechsel 2023/2024 wieder anheizen.

Die Preispläne der Unternehmen steigen daher zum Teil wieder an, auch da strukturelle Faktoren durch Demografie, Energiewende, Bürokratie und höhere Kosten in den Lieferketten den Druck hochhalten. Die Geldpolitik ist angesichts des Abschwungs dagegen zunehmend in einem Dilemma. Deutschland und die EU benötigen daher in erster Linie angebotsseitige Impulse und Strukturreformen, um die Stagflation nachhaltig zu überwinden.