Zum Inhalt springen
Elfter Strukturbericht für die M+E-Industrie in Deutschland

So sieht es in Deut­sch­lands wich­tigstem Indus­trie­zweig aus Struk­tur­be­richt

Die aktuelle Stand­ort­krise setzt den Wohl­stands­treiber M+E-Industrie erheblich unter Druck. Das reale Brut­to­in­land­s­pro­dukt Deut­sch­lands ist seit 2019 praktisch nicht gewachsen. Damit befindet sich Deut­sch­land in der längsten Wachs­tums­schwäche in der Geschichte der Bundes­re­pu­blik. Ein wesent­li­cher Teil der Krise besteht darin, dass in der M+E-Industrie wie im Vera­r­bei­tenden Gewerbe insgesamt seit 2018 keine positive Entwick­lungs­dy­namik zu erkennen ist. 

Die Gründe für die Stand­ort­krise sind viel­fältig. Hohe Kosten am Standort Deut­sch­land, vor allem bei Energie-, Rohstoff- und Mate­ri­al­kosten sowie bei den Arbeits­kosten, aber auch bei Belas­tungen durch Büro­kratie vermin­dern die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Industrie. Die Kosten­be­las­tungen schwächen die Nachfrage aus dem Ausland, zumal neue Konkur­renten gleich­zeitig deutlich an Produk­ti­vität und Inno­va­ti­ons­kraft gewonnen haben. Seit 2018 ist die Dynamik der deutschen M+E-Industrie auf den Export­märkten gebremst. Der sprung­hafte wirt­schafts­po­li­ti­sche Kurs in Deut­sch­land verschärft gleich­zeitig die Unsi­cher­heiten und damit die schwache wirt­schaft­liche Entwick­lung in Deut­sch­land. Die privaten Inves­ti­ti­onen sind regel­recht einge­bro­chen, was neben aktuellen konjunk­tu­rellen Aspekten nach­haltig ein Problem für die Perspek­tiven der M+E-Industrie in Deut­sch­land darstellt.

Der Erfolg auf den Export­märkten zählt eigent­lich zu den tradi­ti­o­nellen Stärken der M+E-Industrie. 59 Prozent der Umsätze erwirt­schaftet die deutsche M+E-Industrie im Ausland. Damit werden drei Viertel der Ausland­s­um­sätze des Vera­r­bei­tenden Gewerbes von M+E-Betrieben erzielt. Die M+E-Industrie konnte sich im inter­na­ti­o­nalen Wett­be­werb in der lang­fris­tigen Perspek­tive gegenüber dem Aufkommen neuer Wett­be­werber gut behaupten und die Chancen der Globa­li­sie­rung nutzen. Jetzt verliert sie aber zunehmend an Boden. 

Hinter­grund ist, dass bei den tradi­ti­o­nellen Vorteilen der deutschen M+E-Industrie – FuE-Inten­sität, Produkt­di­ver­si­fi­zie­rung und -komple­xität, Tech­no­lo­gie­o­ri­en­tie­rung – die neuen Wett­be­werber immer stärker aufholen. So hat sich beispiels­weise der Abstand zwischen den FuE-Inten­si­täten in den M+E-Indus­trien Chinas und Deut­sch­lands um 4-Prozent-Punkte verrin­gert, während die absoluten FuE-Aufwen­dungen der M+E-Industrie in China heute bei fast dem drei­fa­chen Wert der Aufwen­dungen in Deut­sch­land liegen. Für den Erfolg im inter­na­ti­o­nalen Wett­be­werb bleiben diese Wett­be­werbs­fak­toren für die deutschen M+E-Industrie aber entschei­dend, sonst können die höheren Kosten am Standort immer weniger durch eine entspre­chend höhere Produk­ti­vität wett­ge­macht werden. 

Der aktuelle Schwer­punkt widmet sich daher dem inter­na­ti­o­nalen Vergleich der Arbeits­zeiten und Lohn­stü­ck­kosten in der M+E-Industrie. Geringe Arbeits­zeiten sprechen dafür, dass das Potenzial des Human­ka­pi­tals in Deut­sch­land nicht ausrei­chend genutzt wird. Auch deshalb können die hohen Arbeits­kosten nicht mehr durch eine höhere Produk­ti­vität ausge­gli­chen, sodass die Lohn­stü­ck­kosten in der deutschen M+E-Industrie höher ausfallen als bei allen rele­vanten Wett­be­werbs­re­gi­onen.

Im Ergebnis sank der Anteil Deut­sch­lands an den welt­weiten M+E-Exporten von zwischen­zeit­lich über 12 Prozent (2003-2005) auf nun rund 9 Prozent. Die Entwick­lung der Brut­to­w­ert­schöp­fung fällt entspre­chend hinter den Wett­be­wer­bern zurück. 2022 fiel der Anteil Deut­sch­lands an der globalen M+E-Wert­schöp­fung auf nur noch 7 Prozent und damit den nied­rigsten Stand seit Beginn der Berech­nungen im Jahr 2000. Am aktuellen Rand führt diese Entwick­lung zu Arbeits­platz­ver­lusten. Auf die Phase des Beschäf­ti­gungs­auf­baus bis 2019 folgte bis 2023 schon ein Rückgang von rund 90.000 Beschäf­tigten, der sich nun beschleu­nigt. Der elfte M+E-Struk­tur­be­richt zeigt damit ganz deutlich, dass die neue Bundes­re­gie­rung schnell und entschieden handeln muss, um den Standort zu retten.